Soziale Umweltidee:Eigenkreation Pfandring

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In diese Halterungen sollen Passanten ihre leeren Flaschen stellen. Die Konstruktion wird an Abfalleimern angebracht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Gröbenzell stattet Mülleimer mit Halterungen für Flaschen aus, damit das Leergut nicht im Abfall landet. Davon sollen auch Menschen profitieren, die sich mit dem Sammeln etwas dazuverdienen

Von Julia Abspacher, Gröbenzell

Das Geld liegt förmlich auf der Straße. Und weil das vielen Gröbenzellern aufgefallen ist, haben sie das Bürgermeister Martin Schäfert gesagt. Der hat nun reagiert und lässt an öffentlichen Abfalleimern Halterungen anbringen, in die Pfandflaschen abgestellt werden können.

Schäfer wie auch vielen andere Gröbenzeller sind darüber verärgert, dass Plastikflaschen nicht zurück in den Wertstoffkreislauf gebracht, sondern mit dem restlichen Abfall entsorgt werden; Glasflachen zerbrechen häufig und sind damit für das Recycling verloren. In Deutschland, dem Land der Weltmeister der Mülltrennung, ein Unding. Von dem sogenannten Pfandring an den Abfallbehältern könnte nicht nur die Kreislaufwirtschaft profitieren, sondern auch die Menschen, die weggeworfene Pfandflaschen sammeln und sich damit etwas dazuverdienen. Sie müssen künftig nicht mehr in den Mülleimern wühlen, eine Tätigkeit, die als entwürdigend angesehen wird und noch dazu wegen des Mülls und der Glassplitter gefährlich sein kann. Der Pfandring ist eine Erfindung, die im Prinzip wie ein Flaschenhalter funktioniert und an öffentlichen Mülleimern angebracht wird. Schon im Jahr 2014 hatte die Gemeinde auf Initiative Schäfers, der solche Ringe andernorts gesehen hatte, einen ersten Versuch gestartet und Pfandringe bei den Firmen bestellt. Um den Bauch der Abfallbehälter herum wird an vielen Mülleimern im Gemeindegebiet eine zweiteilige Leiste angebracht. Die obere hatte große Löcher, durch welche die Flaschen geschoben werden konnten, deren Boden kam dann auf der zweiten Leiste zum Stehen. So konnten die Flaschen leicht wieder mitgenommen werden und mussten nicht aus dem Müll gefischt werden.

Der Erfolg war damals jedoch nicht berauschend, die Abstellmöglichkeiten wurden beschädigt oder sogar komplett entwendet. Damit hat sich ein weiteres Sicherheitsrisiko ergeben, konnten sich Passanten nun auch an den scharfen Kanten der zerstörten Pfandringe verletzen. Doch die Gemeinde war von der prinzipiellen Idee überzeugt und ließ nicht locker. So wurden im Februar dieses Jahres neue, nun vom Betriebshof selbst hergestellte Pfandringe angebracht. Diese sind seitdem ein voller Erfolg, wie die Gemeinde ihre Arbeit selbst bewertet, und stoßen in der Bevölkerung durchweg auf positives Feedback.

Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen, die meist am Mülleimer selbst befestigt und relativ leicht zu entwenden waren, sind die Pfandringe des Betriebshofs aus festem Metall gearbeitet und werden an der Stange festgeschraubt, an der auch der Mülleimer hängt. Der Ring, der nun eine eher eckige Form bekommen hat, besteht aus zwei Metallplatten, die in einigen Zentimetern Abstand voneinander befestigt sind. Kleine Metallstangen halten sie zusammen. Horizontal auf der Rückseite eines Mülleimers angebracht erinnert er entfernt an ein Biertragerl, in dem Pfandflaschen nun bequem abgestellt werden können, anstatt sie in den Restmüll zu werfen. Ein weiterer Pluspunkt an der Eigenanfertigung ist der Preis, die neuen Modelle kosten die Gemeinde nur etwa die Hälfte der 70 Euro, die sie 2014 pro Ring bezahlen mussten.

Auch wenn viele Passanten im ersten Moment auch oder vor allem an Flaschensammelnde denken, wenn sie die Pfandringe sehen, war das nicht die Hauptintention der Gemeinde dafür, die Idee auch nach dem anfänglichen Misserfolg weiter zu verfolgen.

Menschen, die sich mit Pfand ein wenig zum geringen Gehalt oder Rente dazu verdienen wollen, gibt es zwar auch in Gröbenzell. Doch die Zahl der Bürger, die eine Grundsicherung beziehen, waren während der vergangenen Jahre konstant und sind nicht angestiegen. Aus dem Rathaus heißt es, dass Gröbenzeller aus verschiedenen Gründen die Pfandringe schätzen, einige nehmen die Flaschen wegen des Umweltschutzes gerne mit und freuen sich, dass diese nun nicht mehr im falschen Abfall landen, sondern der Wertstoff weiterverwendet wird. Damit profitieren nicht nur unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, sondern auch die Umwelt von der neuen Eigenkreation der Gemeinde.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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