Gymnasium Starnberg:Beim Poetry Slam rühren Zehntklässler die Zuhörer zu Tränen

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Die Schüler messen sich beim Dichterwettstreit im Starnberger Gymnasium. Sie reden über Dinge, die sie bisher kaum jemandem anvertraut haben.

Von Ana Genz, Starnberg

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(Foto: Nila Thiel)

Simon Jokel tritt zum ersten Mal mit seinem Text auf die Bühne.

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Nelly Haselhorst.

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Carmel Raab.

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(Foto: Nila Thiel)

Mathilda Wagner berichtet von alltäglichen wie von aufwühlenden Erfahrungen.

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(Foto: Nila Thiel)

Die Aula ist voll, die Jury begeistert. Nicht selten wird die volle Punktzahl Zehn hoch gehalten.

Die sieben Poeten haben Mut. Sie reden über Dinge, die sie bisher noch kaum jemandem anvertraut haben. Es sind Themen, die tief berühren: Wie fühlt es sich an, erwachsen zu werden, das erste Mal verliebt zu sein oder von anderen ausgeschlossen zu werden? Obwohl es sehr intime Erlebnisse sind, teilen die Schüler des Gymnasium Starnbergs sie mit über 100 Zuschauern beim Poetry Slam, einem Poesiewettstreit, in der Aula.

Carmel Raab beispielsweise verarbeitet die Trennung von ihrer ersten Jugendliebe: "Überwindung hat es mich vor allem gekostet, weil meine Eltern im Publikum saßen und davon nicht so viel wussten", verrät die Siebzehnjährige. Auch Nelly Haselhorst ist es nicht leicht gefallen, ihre innersten Gedanken auszudrücken, "aber es hat sich gelohnt", sagt sie. Mit ihrem Vortrag "Chipstüten" rührte sie gleich mehrere Zuschauer zu Tränen.

Drei Wochen lang haben die Schüler der 10a mit der jungen Deutschlehrerin Michaela Matic an dem Projekt gearbeitet. Heute können sie ihre selbst geschriebene Lyrik einem großen Publikum präsentieren. Aus der Reihe fällt der Schüler Simon Jokel. Nicht nur weil er der einzige Junge ist, sondern auch weil er einen politischen Text vorbereitet hat. "Super ist es natürlich, wenn man die CSU kritisieren möchte, aber in Bayern ist. Ich wage es trotzdem", beginnt er. Doch seine Befürchtungen bleiben unbegründet, denn sein Plädoyer für Umweltschutz und Homo-Ehe kommen gut an. Richtig erleichtert war er darüber, dass das Publikum auch gelacht hatte. Sein Vorbild: die Heute-Show.

Wer legt eigentlich fest, was schön ist? Das fragt sich Marie Zilch. Bei ihrem Slam spricht sie die Unsicherheit offen aus, die die Pubertät mit Zahnspange, Pickel und Bauch mit sich bringt. Auf eine besonders kreative Weise beschäftigte sich Isabella Schütz mit dem Thema Zeit. Ihre bestimmte Stimme erfüllt den ruhigen Raum. Sie zeichnet einen ganzen Lebenslauf eines Menschen nach. "Ziemlich aufgeregt war ich vorher", erzählt sie. Das Projekt habe sie so inspiriert, dass sie gleich mehrere Texte schrieb. Vielleicht möchte sie sich nach dem Abschluss weiter mit Gedichten beschäftigen und Literaturwissenschaft studieren. "Das Tolle am Projekt war, dass es die Klassengemeinschaft gestärkt hat", berichtet sie.

Der Beweis dazu ist der tosende Applaus, der besonders laut aus den Reihen der Mitschüler kommt. "Doch der Gewinner des Abends steht nicht im Vorhinein fest", erklärt Moderator Jan Rettstadt. Deshalb wählt die Jury anhand des Applauses und mit Punkten von 1 bis 10 einen Sieger aus. Der lauteste Jubel gilt der fünfzehnjährigen Isabella. Sie hat einen besonders tiefsinnigen Text geschrieben und schön vorgetragen. Vielleicht gibt es in Zukunft öfter Poetry-Projekte. Die neue Bühne des Gymnasiums wäre schon einmal eröffnet.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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