Rettungseinsatz im Mittelmeer:Libysche Küstenwache bedroht Flüchtlingshelfer mit Waffen

Rettungseinsatz im Mittelmeer: Bei dem Vorfall hatte die Hilfsorganisation mehr als 200 Menschen an Bord.

Bei dem Vorfall hatte die Hilfsorganisation mehr als 200 Menschen an Bord.

(Foto: AP)
  • Eine spanische Hilfsorganisation ist bei der Rettung von Migranten auf dem Mittelmeer nach eigenen Angaben von der libyschen Küstenwache mit Waffen bedroht worden.
  • Die Organisation weigerte sich dennoch die geretteten Menschen an die libyschen Behörden zu übergeben.
  • Der italienische Senator und Menschenrechtsexperte Luigi Manconi nannte den Vorfall eine "Aktion an der Grenze zur Piraterie".

Bei einem Rettungseinsatz im Mittelmeer ist die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms nach eigenen Angaben von der libyschen Küstenwache mit Waffen bedroht worden. Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls hatte die Organisation mehr als 200 Flüchtlinge an Bord und befand sich in internationalen Gewässern, etwa 120 Kilometer entfernt von der libyschen Küste.

Der Organisation zufolge soll die Küstenwache die Helfer aufgefordert haben, ihnen die Menschen auf ihr Schiff zu übergeben. Als sich die Organisation allerdings weigerte, habe die Küstenwache gedroht zu schießen, erklärte eine Sprecherin der Organisation Proactiva Open Arms. Trotz der Drohung sollen sich die Helfer weiter geweigert haben. Das libysche Schiff zog sich schließlich zurück.

Organisation wurde Einfahrt in Hafen verweigert

Danach soll dem Rettungsschiff zeitweise die Einfahrt in einen sicheren Hafen in Europa verweigert worden sein. Das Schiff hätte mit Menschen in kritischem Zustand auf hoher See bleiben müssen. Nur ein drei Monate altes Baby und seine Mutter seien evakuiert worden, teilte die Organisation mit.

Am Freitagabend wies die italienische Küstenwache dem Schiff dann den Hafen in Pozzallo auf Sizilien zu. Weil das Schiff unter spanische Flagge fuhr, hatten die Retter zuvor auf eine Entscheidung der spanischen Behörden gewartet, in welchen Hafen sie fahren sollten, hieß es in einer Mitteilung aus Rom. Wegen des schlechten Wetters und dem Zustand der Menschen an Bord habe man dem Schiff dann aber die Fahrt in Richtung Sizilien erlaubt. Der italienische Senator und Menschenrechtsexperte Luigi Manconi erklärte, das Schiff sei in internationalen Gewässern bedroht worden und sprach von einer "Aktion an der Grenze zur Piraterie".

Seit Italien im vergangenen Sommer eine Vereinbarung mit der libyschen Küstenwache abgeschlossen hat, kommen weit weniger Migranten an der Küste des Landes an. Jedoch kritisieren Menschenrechtsorganisationen die schrecklichen Zustände in Flüchtlingslagern in Libyen und das menschenunwürdige Vorgehen der Küstenwache des Bürgerkriegslandes.

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