Wahlkampffinanzierung:Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy in Polizeigewahrsam

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy 2016 auf einer Veranstaltung in Les Sables d'Olonne.

Nicolas Sarkozy befindet sich derzeit in Polizeigewahrsam.

(Foto: REUTERS)
  • Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy muss sich einem Polizeiverhör unterziehen.
  • Es geht um den Verdacht der illegalen Wahlkampffinanzierung. 2007 soll er Geld vom damaligen libyschen Diktator Gaddafi erhalten haben.
  • Sarkozy bestreitet die Vorwürfe, seit 2013 läuft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn.

Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy befindet sich in Polizeigewahrsam. Das berichten die Tageszeitung Le Monde und die Nachrichtenagentur Reuters. Dem konservativen Politiker wird vorgeworfen, im Wahlkampf 2007 illegale Spenden angenommen zu haben. Das Geld soll vom damaligen libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi stammen. Zu den Vorwürfen wird Sarkozy derzeit auf einem Polizeirevier im Pariser Vorort Nanterre befragt.

Die Anschuldigungen gelangten ab 2011 an die Öffentlichkeit. In die Welt gesetzt hatte sie Saif al-Islam, der Sohn des gelynchten libyschen Diktators Gaddafi. In einem Interview hatte er Sarkozy als "Clown" bezeichnet, dessen Wahlkampf Libyen finanziert habe.

Geldkoffer mit fünf Millionen Euro

Später berichtete das Nachrichtenportal Mediapart unter Berufung auf einen Geschäftsmann, dieser habe um den Jahreswechsel 2006/2007 im Auftrag des libyschen Regimes mehrere Koffer mit insgesamt fünf Millionen Euro ins französische Innenministerium gebracht. Ressortchef war damals Sarkozy. Das Geld soll nur ein Teil der libyschen Wahlkampfhilfe gewesen sein. Insgesamt ist von Summen bis 50 Millionen Euro die Rede.

Frankreichs Ex-Präsident weist die Anschuldigungen zurück. 2013 eröffnete die Pariser Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren. Darin geht es um mögliche Straftaten wie Korruption, Vorteilsnahme und Geldwäsche.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2007 hatte sich Sarkozy gegen die sozialistische Kandidatin Ségolène Royal durchgesetzt. Bis 2012 bekleidete er das Amt an der Staatsspitze, nach den Wahlen im gleichen Jahr wurde er von François Hollande abgelöst. Bei den Präsidentschaftswahlen 2017 strebte Sarkozy wieder die Spitzenkandidatur für die französischen Konservativen an, unterlag aber in der Vorwahl François Fillon. Daraufhin kündigte er seinen Rückzug aus der Politik an.

Mit Gaddafi verband Sarkozy ein komplexes Verhältnis. Kurz nach seiner Übernahme des Präsidentenamts 2007 hatte Sarkozy den libyschen Machthaber zu einem Staatsbesuch nach Frankreich eingeladen und ihn mit hohen Ehren empfangen. Doch war Frankreich unter Sarkozy später maßgeblich an den Nato-Luftangriffen gegen Gaddafis Soldaten beteiligt. Das Eingreifen der Nato half Rebellenkämpfern dabei, Gaddafi 2011 zu stürzen. Wenig später wurde Gaddafi ermordet.

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