Influenza:"Die Grippesaison ist noch nicht vorbei"

Grippewelle in NRW

Ein kleiner Junge putzt sich die Nase - die Krankheitswelle dieses Winters ist noch nicht überstanden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Frühling ist da und noch immer stöhnt Deutschland unter der Grippe. Wie ungewöhnlich ist dies? Und wie lange dauert die Krankheitswelle noch? Die Influenza-Expertin am Robert-Koch-Institut erläutert die Lage.

Interview von Berit Uhlmann

Ausgedünnte Verwaltungen, Kliniken an der Kapazitätsgrenze: Die Grippewelle hält noch immer an und verursacht Engpässe an vielen Stellen des Landes. Silke Buda beobachtet die Situation am Robert-Koch-Institut (RKI). Die Epidemiologin leitet die Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI.

SZ: Frau Buda, wir hoffen sehr, Sie haben gute Nachrichten zur aktuellen Grippe-Saison: Haben wir das Schlimmste hinter uns?

Silke Buda: Ja. Anhand der Arztbesuche, die wir in ausgewählten Praxen erfassen, kann man absehen, dass der Höhepunkt der Saison in der achten Kalenderwoche, also Ende Februar, erreicht wurde. Seither sinken die Zahlen bundesweit. Dennoch ist die Saison noch nicht vorbei. Wir sehen weiterhin viele Erkrankungen.

Dabei haben wir schon Frühling. Ist es ungewöhnlich, dass eine Saison so lange dauert?

Noch sind wir im Rahmen des Normalen. Doch wie es aussieht, könnten wir eine Dauer erreichen, wie wir sie zuletzt 2012/13 hatten. Damals hatten wir 19 Wochen lang Grippe.

Interview am Morgen

Diese Interview-Reihe widmet sich aktuellen Themen und erscheint von Montag bis Freitag spätestens um 7.30 Uhr auf SZ.de. Alle Interviews hier.

19 Wochen Grippe hieße, die Welle wäre erst Anfang Mai vorbei.

Das ist nicht ganz auszuschließen. Wir erleben derzeit eine ungewöhnlich starke Welle mit sehr vielen Erkrankungen. Möglicherweise sorgen aber auch die Osterferien dafür, dass sich zumindest weniger Kinder anstecken und die Grippe-Aktivität schneller zurückgeht.

Wie heftig verlief die Saison bislang?

Nach dem neuesten Wochenbericht sind bislang fast 271 000 Fälle im Labor bestätigt worden. Es ist gut möglich, dass wir am Ende dieser Saison mehr Fälle haben werden als in den vergangenen Jahren. Auffällig sind in dieser Saison auch die vielen schweren Verläufe. Davon waren nicht nur die über 60-Jährigen betroffen, die generell ein höheres Risiko für schwere Erkrankungen haben und für die daher auch die Impfung empfohlen wird. Wir hatten auch viele schwere Fälle unter jüngeren Erwachsenen. Noch können wir aber nicht abschätzen, ob der Anteil schwerer Verläufe höher ist als während vergangener Wellen.

Inwieweit unterscheiden sich die aktuellen Erreger von denen der vergangenen Jahre?

Auffällig ist, dass seit Beginn der Grippewelle überwiegend Influenza-B-Viren diagnostiziert wurden. Die derzeit zirkulierenden B-Viren aus der sogenannten Yamagata-Linie sind auch schon in der letzten Saison aufgetreten, allerdings nur in ganz geringem Ausmaß. Viele Menschen hatten keine ausreichende Immunität gegen diesen Erreger und waren dieses Jahr besonders empfänglich.

Die WHO hat bereits ihre Empfehlungen für den Impfstoff der kommenden Saison vorgelegt. Was kann man daraus ableiten?

Es gibt zwei Änderungen im Vergleich zu diesem Jahr. Aber eine Vorhersage, welche Influenzaviren in der nächsten Saison besonders häufig zirkulieren, kann ich daraus nicht ableiten. Eine Prognose der Grippe ist unmöglich. Wir hoffen jetzt erstmal auf ein baldiges Ende der aktuellen Welle.

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