Kommentar:Mehr Mut zu offener Debatte

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Übertreibungen auf beiden Seiten begleiten die Diskussion um das Geothemierprojekt in Puchheim

Von Peter Bierl

Für das Geothermie-Projekt in Puchheim wird es eng. Die Gegner haben für das Bürgerbegehren in kurzer Zeit und ohne Unterstützung einer Partei oder eines Verbandes eine stattliche Zahl von Wahlberechtigten mobilisiert. Die Kampagne der Stadt hat nicht verfangen trotz des Einsatzes eines in Wackersdorf erprobten "Kommunikationsmanagers". Im Gegenteil, eine Informationsveranstaltung für die Bürger, aber ohne Rederecht dürfte das Misstrauen bestärkt haben. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) lehnte sich weit aus dem Fenster, als er behauptete, es bestehe kein Risiko. Das würde schließlich kein Experte und nicht einmal der Chef der Bohrfirma unterschreiben.

Öffentlich und offen muss über die Gefahr von Beben diskutiert werden. Vor allem ob diese eine Stärke erreichen können, die überhaupt Schäden anrichten kann. Letzteres bezweifeln Experten und die Bürgerinitiative kann das nicht einfach ignorieren. Einen Referenten die Gefahren am Oberrhein an die Wand malen zu lassen, führt nicht weiter. Andererseits handelt es sich um eine relativ neue Technik. "Wir sind auf der Lernkurve schon weiter oben", hatte der Kommunikationsmanager getönt. Mag sein, bloß wird die sicher noch weiter ansteigen. Die Beben in Poing nach fünfjährigem Betrieb einer Geothermieanlage haben auch viele Experten überrascht.

Genauso offen muss über Wirtschaftlichkeit und Ökobilanz geredet werden. Das Fernwärmenetz müsste deutlich ausgebaut und viele neue Kunden gewonnen werden, um den Wirkungsgrad zu erhöhen und etwa im Sommer nicht bloß heißes Wasser hin- und her zu pumpen. Wer Freiham mit Puchheim vergleicht, sollte darauf hinweisen, dass dort alle Neubebauten entsprechend ausgestattet sind und Anschlusszwang herrscht.

Übertreibungen gilt es in der Debatte zu vermeiden. Etwa wenn die Bürgerinitiative suggeriert, in Freiham sei man ungeplant auf eine Gasblase gestoßen oder die Kommune uneingeschränkt den Klimaschutz beschwört, aber das Fernwärmenetz jetzt schon mit einem großen Anteil an Biomethan betrieben wird.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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