Fossile Brennstoffe:Banken pumpen Milliarden in klimaschädliche Industrien

Schaufelradbagger an der Kante des Tagebaus Garzweiler II im rheinischen Braunkohlerevier Grevenbro

Braunkohlegewinnung im Rheinland: Im vergangenen Jahr floss wieder mehr Geld in klimaschädliche Industrien.

(Foto: Imago)

Große Finanzhäuser investieren wieder mehr Geld in die Ausbeutung fossiler Brennstoffe. Auch die Deutsche Bank ist unter ihnen.

Von Nils Wischmeyer

Die Temperaturen steigen, Naturkatastrophen häufen sich: die Folgen des Klimawandels, sie werden immer deutlicher, und es zeichnet sich ab, dass die Menschheit handeln muss. Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens haben viele Staaten ihre gesellschaftliche Verantwortung erkannt und beschlossen, zu versuchen, die Erderwärmung zu bremsen. Die internationale Bankenwelt hat offenbar andere Pläne - und pumpt massiv Geld in klimaschädliche Industrien.

Allein von 2015 bis 2017 investierten 36 untersuchte Privatbanken weltweit insgesamt 345 Milliarden Dollar in die Ausbeutung fossiler Rohstoffe. Zu diesem Ergebnis kommt die neunte Auflage der Studie "Banking on Climate Change", die von mehreren Umweltorganisationen, darunter "Rainforest Action Network" und "BankTrack" erstellt wurde. Ihre Informationen ziehen sie unter anderem aus dem Datensatz von "Urgewald", einer deutschen Umweltorganisation.

Untersucht haben die Autoren, ob die Banken in klimaschädliche Unternehmen investiert haben oder ihnen Kredite gaben. Zu den untersuchten Branchen zählen unter anderem Teersand, Kohle-Bergbau, Flüssiggas-Export oder auch die Ausbeutung von Tiefsee-Öl.

In 2016, dem Jahr nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens, waren die Investment in die Ausbeutung fossiler Brennstoffe von 126 Milliarden Dollar (2015) auf 104 Milliarden Dollar zurückgegangen. Umweltschützer hofften auf einen Trend, doch der hielt nicht lange. Im vergangenen Jahr flossen wieder elf Milliarden Euro mehr und damit rund 115 Milliarden in klimaschädliche Industrien.

Besonders stark engagierten sich die Finanzinstitute der Studie zufolge bei Teersand-Projekten. Bei dieser Art Öl zu gewinnen, wird der Rohstoff mit viel Energie- und Wasserverbrauch aus lehmigem Sand gespült. Umweltschützer prangern das Verfahren seit Jahren an. Einige Banken ignorieren diese Warnhinweise allerdings gekonnt. Mit 98 Milliarden Dollar machen die Investments in Teersand-Projekte fast ein Drittel der Investitionen zwischen 2015 und 2017 aus. Im Vergleich zum Vorjahr sind das gut 111 Prozent mehr.

Die einzig aufgeführte Großbank hierzulande ist die Deutsche Bank

Globaler Spitzenreiter bei Kreditvergabe und Investments waren 2017 die Royal Bank of Canada, die kanadische Toronto Dominion Bank und JP Morgan Chase. Die US-Bank habe ihre Investments in Kohle gar um das 21-fache und in Teersand um das vierfache erhöht, schreiben die Autoren der Studie. Alle drei Institute überholten dank ihres Engagements die chinesische Großbank ICBC, die das Ranking 2015 angeführt hatte.

Für Europa zieht die Studie ein verhalten positives Fazit. Einige Institute auf dem Kontinent hätten sich selbst Regeln und Beschränkungen auferlegt, heißt es in dem Bericht. Das führe in die richtige Richtung, doch sei nicht genug.

Die einzig aufgeführte Großbank der Bundesrepublik ist die Deutsche Bank. Die Autoren der Studie beklagen, dass das Finanzinstitut seine Investments in Kohle im vergangenen Jahr von 35 Millionen auf rund 678 Millionen Dollar erhöhte und sich nach einem Rückgang von 2015 auf 2016 wieder stärker engagierte. Die Bank liegt damit im internationalen Trend. Insgesamt ging die Finanzierungssumme in klimaschädliche Industrien bei der Deutschen Bank allerdings massiv zurück. Im Oktober vergangenen Jahres verkündete das Geldhaus zudem, aus den Kohle-Investments langsam aussteigen zu wollen. Bestehende Kredite und Verträge würden sukzessive abgebaut, bis 2020 wolle man 20 Prozent weniger investieren. Eigentlich ein richtiger Schritt im Sinne der Umweltschützer. Doch die Studienautoren beklagen, dass die internen Klima-Richtlinien der Bank nicht straff genug seien. Das Finanzinstitut können nicht ausschließen, dass es schon bald wieder mehr in klimaschädliche Firmen investiere. Branchenkonkurrenten wie die BNP Paribas oder die ING seien da schon weiter.

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