"Tatort" mit Heike Makatsch:Praktisch jeder ist traumatisiert

Tatort: Zeit der Frösche; Tatort Zeit der Frösche Makatsch SWR

Mal rätselhafterweise gallenbitter, mal rätselhafterweise zugewandt: Heike Makatsch als Kommissarin Ellen Berlinger.

(Foto: SWR/Julia Terjung)

In einem überfrachteten "Tatort" entwickelt sich alles neben allem. Und Heike Makatsch als Kommissarin Berlinger bleibt den Zuschauern fremd.

Von Holger Gertz

Es gibt einen hyperintelligenten Alleswisser in diesem Film, Jonas heißt er. Jonas ist noch ein Kind, sagt aber schon Sätze wie "Das sind ideale Konstellationen für Liebe oder Mord" oder "Ich weiß, dass das Hormon Oxytocin die Menschen für die Liebe bereitmacht". Und es ist natürlich ein Glück, wenn der junge Darsteller Luis August Kurecki diesen 13-Jährigen so spielen kann, dass es so gar nicht peinlich auswendig gelernt rüberkommt.

Nein, an den Schauspielern liegt es mal wieder nicht, dass der Tatort am Ostermontag kein Ereignis ist. Das Personal ist sehenswert, Heike Makatsch als Kommissarin Ellen Berlinger, der wunderbare Sebastian Blomberg als Ermittlerkollege Martin Rascher, ein Mann von sensibelstem Charakter, so einen gibt es nicht noch mal in der deutschen Kriminalfilmszene. Trotzdem kommt der Whodunit über Durchschnitt nicht raus.

Regie (Tatort-Routinier Markus Imboden) und Buch (Marco Wiersch) haben viel zu viel reingepackt in diesen Plot um ein erschlagenes Mädchen. Praktisch jeder ist traumatisiert. Die Geschichten der Ermittler sind verwoben mit dem Fall; den Kommissar erinnert das Ganze an eine ältere Mordserie. Die Kommissarin hat natürlich - als wäre die Story für sich noch nicht dramatisch genug - eine persönliche und familiäre Beziehung zum jungen Jonas. Sie wird außerdem vom Oxytocin in Schwingung gebracht. Einerseits geht sie brachial gegen Verdächtige vor und ist andererseits schwer auf innerlich gestrickt: "Ich mag dich, aber ich bin zu verkorkst für dich." Weil aber diese Kommissarin ihre Einsätze gut dosiert - zuletzt ermittelte sie vor zwei Jahren! - steht man halbwegs ratlos vor der Figur, die mehr Platz bräuchte, um einem näher zu kommen. (Beim Dortmunder Faber hat man umgekehrt ja erlebt, wie nachhaltig das Publikum mit einem Ermittler in Berührung gebracht werden kann, wenn die Figurenentwicklung stimmt).

Hier aber entwickelt sich alles neben allem, Frau Berlinger ist mal rätselhafterweise gallenbitter, mal rätselhafterweise zugewandt; zwischendurch wird in die Handlung noch eine Erpressung eingebaut, das Zitat für den schönen Titel mit den Fröschen muss auch noch eingepflegt werden, und so ist die Episode lange Zeit zäh und gehetzt zugleich. Bis ganz zum Schluss viele lose Enden gebündelt werden, da geht es dann um Loyalität und Verletztsein und auch um so etwas wie wahre Liebe. Aber das alles kommt spät, sehr spät.

Das Erste, Ostermontag, 20.15 Uhr.

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