Heuschnupfenzeit:Was gegen Jucken und Schniefnasen hilft

Interview am Morgen Bild bearbeitet

Blühende Wiesen im Frühling.

(Foto: Christian Endt)

Im Frühling fliegen die Pollen - zum Leid vieler Allergiker. Nur: Was genau passiert eigentlich im Körper? Und was kann man dagegen tun? Fragen an den Allergologen Florian Bauer.

Interview von Felix Hütten

Nach dem Winter geht es los: Hase, Erle, Pappel - Pollen fliegen durch die Luft. Was Allergiker tun können und wie es überhaupt zu einer Überreaktion des Immunsystems kommt, erklärt Florian Bauer, Leitender Oberarzt für Neonatologie und Allergologie am Klinikum München im "Interview am Morgen".

SZ: Herr Bauer, wenn jetzt zum Start des Frühlings die Nase läuft und die Augen tränen: Was ist das dann? Die abklingende Wintererkältung oder der beginnende Frühlingsheuschnupfen?

Florian Bauer: Das hängt vom Wetter ab. Häufiger Regen zum Beispiel wäscht die Pollen aus der Luft, bei trockenem Wetter und Wind ist die Belastung stärker. Auch die Temperatur ist wichtig: Pollen fliegen ab etwa 10 Grad durch die Luft. Wenn es draußen also Minusgrade hat, ist es doch unwahrscheinlich, dass eine Pollenallergie Schuld an der laufenden Nase ist. Dennoch beginnt oft schon im Februar die Hasel zu blühen.

Und deren Pollen landen dann unter Umständen in der Nase eines Allergikers. Was passiert dann?

Interview am Morgen

Diese Interview-Reihe widmet sich aktuellen Themen und erscheint von Montag bis Freitag spätestens um 7.30 Uhr auf SZ.de. Alle Interviews hier.

Das Immunsystem von Allergikern löst eine Abwehrreaktion gegen sogenannte Allergene aus, also po­ten­zi­ell schädliche Stoffe, in diesem Fall also gegen die eigentlich harmlosen Pollen. Der Körper schüttet dann den Botenstoff Histamin aus. Dadurch kommt es zu einer sogenannten Vasodilatation, also einer Erweiterung der Blutgefäße. Die Schleimhaut der Nase schwillt an und produziert vermehrt Sekret ...

... und die Nase läuft und läuft.

Genau.

Wie unterscheidet sich der doch meist harmlose Heuschnupfen vom Asthma?

Asthma und Heuschnupfen sind beide Erkrankungen, die durch eine Allergie entstehen. Heuschnupfen betrifft den oberen Teil der Atemwege, Asthma den unteren. Bei Asthma-Patienten läuft im Prinzip der gleiche Reaktion ab, auch hier spielt das Histamin die entscheidende Rolle. Nur wirkt es bei Asthma-Patienten auch auf die sogenannte extravaskuläre glatte Muskulatur, also Muskeln, die die Bronchien umkleiden. Dadurch verkrampfen diese, in der Fachsprache sagen wir dazu: Bronchokonstriktion. Sie führt zu der typischen Luftnot.

Warum reagiert der Mensch überhaupt auf Pollen? Immerhin sind es im Prinzip ganz natürliche Stoffe.

Die Zahl der Allergiepatienten steigt in westlichen Gesellschaften seit Jahren. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einem sind Allergiker genetisch geprägt, zum anderen sind Kinder generell heute weniger Umweltstoffen ausgesetzt als noch vor 100 oder 200 Jahren. Das Immunsystem spielt dadurch schneller verrückt. Die Allergieprägung von Kindern beginnt übrigens schon vor der Geburt. Besonders schädlich zum Beispiel ist Zigarettenrauch während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt. Auch Stillen hilft als Vorbeugung gegen Allergien.

Was können Patienten gegen die Beschwerden tun?

Abends vor dem Schlafengehen kann es helfen, die Haare zu waschen und die Kleidung vor dem Schlafzimmer auszuziehen, um möglichst wenig Pollen ins hinein zu tragen. Auf dem Land ist der Pollenflug morgens meist am stärksten, in der Stadt eher abends. Also sollte man auf dem Land besser abends das Schlafzimmer lüften, in der Stadt besser morgens.

Zudem helfen in den meisten Fällen ein sogenanntes Anti-Histaminikum und gelegentlich auch ein Kortison-Spray. Es gibt mittlerweile sogar Nasensprays, die eine Kombination beider Wirkstoffe enthalten.

Wenn all das nicht hilft, bieten Ärzte zudem eine sogenannte spezifische Immuntherapie an.

Damit will man den Körper an das Allergen Schritt für Schritt gewöhnen. Der Körper akzeptiert also im Idealfall irgendwann das Allergen und wehrt sich nicht mehr dagegen. Das Problem ist nur: Eine solche Therapie geht über mindestens drei Jahre; manchmal sind es fünf, bis sich der Körper an die Pollen gewöhnt hat. Der Patient also braucht Ausdauer, er muss da wirklich hinterher sein. Häufig aber brechen Patienten die Therapie ab, weil sie ihnen zu mühsam ist.

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