Ausstellung:Höhen und Tiefen einer Adelsfamilie

Ausstellung: Blick auf das im fränkischen Steigerwald gelegene Schloss Schwarzenberg, das noch bewohnt ist. Die Burganlage wurde im Jahr 1150 erstmals erwähnt.

Blick auf das im fränkischen Steigerwald gelegene Schloss Schwarzenberg, das noch bewohnt ist. Die Burganlage wurde im Jahr 1150 erstmals erwähnt.

(Foto: Benedikt Feser)

Das Knauf-Museum in Iphofen zeigt Glanzstücke aus dem Archiv der einflussreichen Schwarzenberg-Dynastie

Von Hans Kratzer, Iphofen

Die kürzlich erfolgte Vereidigung des tschechischen Präsidenten Milos Zeman war von einem Eklat überschattet. Nachdem Zeman in seiner Rede die liberale Presse und das öffentlich-rechtliche Fernsehen angegriffen hatte, verließen mehrere Abgeordnete aus Protest den Saal, darunter Karel Schwarzenberg, der frühere Außenminister von Tschechien.

Eine Reihe von Medien machten diesen Vorfall europaweit publik, wodurch der Name Schwarzenberg wieder einmal in den Fokus rückte. Daran ist man freilich gewöhnt. Immerhin gehörte die Familie Schwarzenberg fast ein halbes Jahrtausend lang zum einflussreichen Hochadel des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Kein Wunder also, dass die Adelsfamilie bis heute politisch aktiv ist und von sich reden macht. Diese herausragende Bedeutung der Familie wird jetzt auch in einer Ausstellung über deren Archiv nachhaltig bestätigt. Diese Schau wird zurzeit im Knauf-Museum in Iphofen (Landkreis Kitzingen) präsentiert.

Ganz zu Recht hat die Nachrichtenagentur dpa nach der Eröffnung angemerkt, in diesem Archiv sei alles vorhanden, was eine gute Seifenoper über eine Adelsfamilie enthalten sollte: "dramatische Todesfälle, beeindruckende Erfolge, Geschäftsbeziehungen mit dem Kaiser und menschliche Zuwendungen." In der Tat ist den Chronisten der Familie Schwarzenberg im Laufe der Jahrhunderte nichts Menschliches fremd geblieben. Im Archiv ist das vielschichtige Leben und Treiben der Adelsfamilie in den vergangenen 800 Jahren engmaschig dokumentiert, wobei natürlich die tragischen Ereignisse besonders zu Gemüte gehen. Ein Unglücksrabe der Schwarzenbergs wurde beispielsweise bei der Jagd unabsichtlich vom Kaiser erschossen. Eine Fürstin wiederum verbrannte während einer Hochzeit im Tanzsaal, weil ihre hohe Perücke an einem Kerzenständer hängen geblieben war.

In der Geschichte der Schwarzenbergs hat es also an Höhen und Tiefen niemals gemangelt. Ursprünglich stammt das Geschlecht aus Seinsheim in Franken. Der Name rührt von dem 1405 erworbenen Schloss Schwarzenberg im Steigerwald her, welches bis heute im Familienbesitz ist. In der Folge erwarb die Familie Güter in Böhmen, außerdem erbte sie Ländereien in Österreich sowie in Süd- und Westdeutschland. Das fortan fränkisch-böhmische Haus Schwarzenberg, das seit 1670 dem Hochadel angehörte, stellte bis ins 19. Jahrhundert viele einflussreiche Staatsmänner am kaiserlichen Hof der Habsburger in Wien.

Das älteste Stück in der Ausstellung, ein Schriftstück aus dem 13. Jahrhundert, dokumentiert logischerweise den Ursprung der Adelsfamilie. Die jüngsten Ausstellungsstücke sind Unterlagen aus dem Jahr 1944, sie betreffen die aus Sicherheitsgründen erfolgte Überstellung des wertvollen Archivs nach Böhmen. "Es handelt sich dabei um Übersichten, was alles eingepackt wurde. Das ist ganz spannend", sagt Museumsleiter Markus Mergenthaler.

Von 1944 an lagerte das Schwarzenberg-Archiv, das so manchen Brand und Krieg überstanden hatte, unzugänglich hinter dem "Eisernen Vorhang". Seit 2011 ist dieses riesige Adelsarchiv wieder im Nürnberger Staatsarchiv zu finden. "41 000 Datensätze, 900 Meter Aktenmaterial - das ist fast ein Kilometer an Archivmaterial", sagt Mergenthaler. Gut 70 wertvolle Stücke werden nun in Iphofen zum Sprechen gebracht, darunter mittelalterliche Siegelurkunden auf Pergament, dicke Amtsbücher, verschiedene Akten, handgezeichnete Karten und Pläne sowie alte Fotos. Darin spiegelt sich vor allem die Geschichte der schwarzenbergischen Orte und Untertanen, zu denen auch die große jüdische Gemeinde in Marktbreit gehörte. Gleichzeitig wird das wechselvolle Schicksal der Familie Schwarzenberg in Franken erzählt.

Es hat mehrere Jahre gedauert, bis Zehntausende Urkunden, Amtsbücher, Akten, Karten und Pläne im Staatsarchiv Nürnberg einzeln erschlossen, mit Signaturen versehen und neu verpackt werden konnten. Die inhaltliche Ordnung des großen Archivs erforderte von allen Beteiligten eine gewaltige Anstrengung, die im Jahr 2017 endlich zu Ende ging. Der Abschluss der Arbeiten bot einen lange ersehnten Anlass, um die Glanzstücke aus dem Schwarzenberg-Archiv in einer Sonderausstellung im Knauf-Museum einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Highlights aus dem Schwarzenberg-Archiv, bis 27. Mai, Dienstag bis Samstag 10-17 Uhr, Sonntag 11-17 Uhr, Knauf-Museum Iphofen, Am Marktplatz, Tel. 09323/31528.

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