Instagram:Schönheit stresst

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Auf dem Foto-Netzwerk Instagram präsentieren Menschen perfekte Körper, perfekte Wohnungen, perfekte Partner. Andere Nutzer macht das leider vor allem neidisch und traurig. Jetzt reagiert die Facebook-Firma - mit einer Wohlfühl-Taskforce.

Von Veronika Wulf

Wäre die Welt wie Instagram, wären die meisten Menschen schlank, schön, reich und eigentlich immer im Urlaub. Dass Instagram nicht die Realität abbildet, dürften die meisten wissen. Jeder zeigt sich von seiner besten Seite und macht sie mit Filtern und Photoshop noch besser. Trotzdem schürt das soziale Netzwerk zum Teilen von Fotos und Videos bei vielen Nutzern Neid und Selbstzweifel, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Dagegen will Instagram etwas tun. Wie Medien berichten, hat der Online-Dienst, der zu Facebook gehört, ein "Wellbeing Team" gebildet, also eine Mannschaft, die das Wohlbefinden der Nutzer erhöhen soll.

Um das Wohlbefinden ist es tatsächlich nicht gut bestellt, wie eine Studie der britischen Royal Society for Public Health (RSPH) im vergangenen Jahr zeigte. Der Untersuchung zufolge ist Instagram das soziale Netzwerk mit den schlechtesten Einflüssen auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit seiner Nutzer. Die Foto-Plattform steht im Negativranking vor Snapchat, Facebook, Twitter und Youtube. RSPH hatte 1500 Jugendliche und junge Erwachsene im Vereinigten Königreich befragt. Die 14- bis 24-Jährigen mussten angeben, inwiefern jedes der Netzwerke sich darauf auswirkt, wie sie ihren eigenen Körper einschätzen, ihr Selbstwertgefühl, ihr Schlafverhalten und andere Aspekte. Instagram wurde dabei mit Ängsten und Depressionen in Verbindung gebracht. Gerade die Psyche junger weiblicher Nutzer werde durch Instagram beeinträchtigt, ihr Körperbild werde negativ beeinflusst, und sie erachteten ihren Lebensstil als minderwertig.

Ob Instagram das Wellbeing Team als Reaktion auf diese Studie gegründet hat, ist unklar. Öffentlich angekündigt hat das kalifornische Unternehmen die Wohlfühl-Taskforce nicht. Eva Chen, die bei Instagram für Fashion-Partnerschaften zuständig ist, sprach am Rande einer Veranstaltung von Bloomberg vergangene Woche von dem Wellbeing Team, das dafür sorgen solle, dass sich die Nutzer beim Verwenden des Dienstes besser fühlen. "Die Community zu einem sicheren Ort zu machen, einem Ort, wo sich die Leute wohlfühlen, hat für Instagram höchste Priorität", sagte Chen Berichten zufolge. Wie das Team konkret für Wohlbefinden sorgen soll, ist auch aus den Stellenausschreibungen auf der Website des Unternehmens nicht herauszulesen. Darin heißt es lediglich, die Initiative fördere "eine sichere, freundliche und unterstützende Community auf Instagram".

Instagram führte bereits in der jüngeren Vergangenheit Funktionen ein, die Nutzer psychisch schützen sollen. Sucht man beispielsweise nach #Magersucht, #Depression oder #Selbstmord, ploppt eine Warnmeldung auf, in der steht: "Können wir helfen? Beiträge mit Worten oder Markierungen, nach denen du suchst, können oft Verhaltensweisen fördern, die Schaden anrichten oder gar zum Tod führen können. Falls du gerade schwere Zeiten durchmachst, würden wir dir gerne helfen." Klickt man anschließend auf "Hilfe holen", passiert - nichts. Der Link führt ins Leere. Die Beratungsstellen für Essstörungen, die das Unternehmen auf seiner Website aufführt, gelten lediglich für Großbritannien, Australien, Kanada und die USA. Auch die Links führen zu englischsprachigen Websites, obwohl der umstehende Text auf Deutsch verfasst ist.

In Instagram direkt gibt es neben dem "Hilfe holen"-Button noch einen zweiten: "Beiträge dennoch anzeigen". Und schon sieht man die Bilder von Salaten und dürren Beinchen.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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