Kommentar:Gemeinwohl versus Profitsucht

Anscheinend hat die Gemeinde Karlsfeld mit der Erlbau GmbH einen Investor westlich der Bahn, der von Anfang an nur möglichst viel Reibach machen wollte. Dass die Gemeinde seinem Drängen nicht nachgibt, ist richtig und wichtig

Von Christiane Bracht

Karlsfeld tut gut daran, Einigkeit zu demonstrieren. Bei einem Gremium, das aus 24 Räten besteht, die unterschiedlichste Interessen vertreten, ist das nicht leicht. Aber in diesem Fall ist es extrem wichtig. Denn nur mit Einigkeit kann man dem Investor westlich der Bahn klare Grenzen aufzeigen. Offenbar mit allen Mitteln versucht die Erlbau GmbH, aus dem ehemaligen Eon-Areal möglichst viel Profit zu schlagen.

Als das Unternehmen die Fläche vor einigen Jahren kaufte, erklärte es sich mit allem einverstanden, was die Gemeinde forderte. Einzelhandel, Büros und Gewerbe wolle man bauen, versicherte der Investor aus Deggendorf. Doch schon nach relativ kurzer Zeit rieb man sich im Rathaus die Augen. Das betreute Wohnen, das man quasi als Köder akzeptiert hatte, um das Grundstück vermarkten zu können, wurde plötzlich deutlich größer als gedacht, der Platz fürs Gewerbe viel kleiner. Dabei wollte die Gemeinde doch gerade das Gewerbe fördern. Es ist einer der wenigen Plätze in Karlsfeld, an dem man überhaupt noch Firmen ansiedeln kann. Und für die Kommune sind die damit verbundenen Steuereinnahmen unabdingbar. Kinderbetreuung, Schulen und andere Sozialeinrichtungen haben die Rücklagen dahinschmelzen lassen. Die Kasse ist klamm. In diesem Jahr wird Karlsfeld sogar Schulden machen müssen, um seine Vorhaben und laufenden Kosten noch bezahlen zu können. Kein Wunder, dass Bürgermeister Stefan Kolbe und der gesamte Gemeinderat sehr erzürnt darüber sind, dass auf dem riesigen Gelände westlich der Bahn nichts vorwärtsgeht.

Ärgerlich ist nicht nur, dass die Anlieger immer unzufriedener werden und Politikern ebenso wie den Rathausmitarbeitern die Türen einrennen, es gibt auch keine Aussicht auf mehr Geld in der Gemeindekasse. Statt dessen versucht die Erlbau mit fadenscheinigen Argumenten, die Gemeinde zu weiteren Wohnungen zu bewegen - und zwar im großen Stil. Gut, dass die Politiker hart geblieben sind und den Entwürfen des Investors eine eindeutige Absage erteilt haben. Karlsfeld darf sich auf keinen Fall von profitorientierten Unternehmen gängeln lassen. Ob die Gemeinde dadurch freilich ihr Ziel schnell erreicht, wird man sehen.

Bitter ist es, dass die Gemeinde keine Handhabe hat, den Investor zum Handeln zu bewegen. Stattdessen muss man ständig auf der Hut sein, denn der Investor wird jede Möglichkeit nutzen, das Gelände in seinem Sinne zu vermarkten.

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