Tödliche Hundeattacke:Stadt Hannover räumt Fehler ein

Lesezeit: 1 min

  • Im Fall der tödlichen Hundebisse in Hannover hat die Stadt Fehler eingeräumt.
  • Demnach hätte der Hund seinem Besitzer wohl längst abgenommen werden sollen.
  • Das Tier soll demnächst eingeschläfert werden.

Der Hund Chico, der seine beiden Besitzer in Hannover totgebissen hat, ist den Behörden bereits 2011 aufgefallen. Nach einem Hinweis des Amtsgerichtes hätte das Tier damals begutachtet werden müssen, was aber unterblieben sei, teilte die Stadt mit. Nach jetzigen Erkenntnissen hätte eine Begutachtung dazu geführt, dass dem Besitzer die Haltung des Tieres verboten worden wäre. Die genauen Umstände für dieses Versäumnis und mögliche Konsequenzen würden derzeit untersucht. Einzelheiten will die Stadt am Montag bekanntgeben.

Eine Obduktion hat mittlerweile bestätigt, dass eine Mutter und ihr Sohn durch die Bisse des Hundes gestorben sind. Die 52-jährige Frau saß im Rollstuhl, ihr Sohn war schwer krank. Er soll den Rüden namens Chico, einen Staffordshire-Terrier, in einem Metallkäfig in seinem Zimmer gehalten haben. Die Schwester des jungen Mannes hatte am Dienstagabend vom Balkon aus ihren Bruder leblos in der Wohnung liegen sehen und die Polizei alarmiert. Dabei warnte sie die Einsatzkräfte vor dem Hund. Als die Ermittler die Tür zur Wohnung aufbrachen, entdeckten sie zusätzlich die Leiche der Mutter.

Hundeattacke in Hannover
:Nachbarn berichten von auffälligem Verhalten des Staffordshire-Terriers

Das Tier soll seine Besitzer, einen 27-Jährigen und dessen Mutter, in ihrer Wohnung getötet haben. Die endgültigen Ergebnisse der Obduktion verzögern sich noch bis Freitag.

Der Hund wurde von Feuerwehrleuten mit einer Schlinge eingefangen und zunächst in ein Tierheim gebracht. Wie die HAZ berichtet, soll das Tier nun "definitiv zeitnah" eingeschläfert werden.

Der örtliche Tierschutzverein hatte 2014 und 2016 von Nachbarn Beschwerden wegen Vernachlässigung des Hundes erhalten und die Familie zwei Mal in dem Mehrfamilienhaus besucht. "Der Hund zeigte damals keine Anzeichen von Vernachlässigung", sagte der Geschäftsführer des Tierschutzvereins Hannover, Heiko Schwarzfeld. Beim Besuch der Tierschutz-Inspektorin habe er zwar gebellt und sei weggesperrt worden, aber das sei nicht ungewöhnlich. Ein Rentnerpaar hatte gemeldet, dass der wie ein Boxer aussehende Hund offenbar in einem Zimmer eingesperrt sei, ständig belle und auf dem Balkon sein Geschäft mache.

Der junge Besitzer hatte laut Schwarzfeld bei den Besuchen angegeben, er gehe mit dem Hund frühmorgens und abends spazieren. Dabei benutze er einen Maulkorb und eine Schleppleine. Jährlich sterben in Deutschland im Schnitt drei bis vier Menschen durch Hundeattacken. Das Statistische Bundesamt zählte zwischen 1998 und 2015 insgesamt 64 Todesopfer.

© SZ.de/dpa/AFP/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Hundeattacke in Niedersachsen
:"Es gibt keine Rasse namens Kampfhund"

Selbst aus einem Pudel könne man einen aggressiven Hund machen, sagt ein Hundepsychologe. So gilt der Staffordshire Terrier, der in Hannover seine Halter getötet haben soll, in den USA als klassischer Familienhund.

Von Max Sprick

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: