Giftgasangriff in Syrien:Das nächste Kapitel im siebenjährigen Massenmord

Ein Junge hält sich nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff ein Beatmungsgerät über den Mund. (Foto: dpa)

Nach dem Giftgasangriff in Ost-Ghouta ist die Weltöffentlichkeit empört über Assad. Dabei gab es viele Gelegenheiten, um einzugreifen. Die Regierungen wollten aber nicht.

Kommentar von Tomas Avenarius

Der Ablauf ist erschreckend bekannt: Die Rebellen berichten, gestützt auf grauenhafte Internet-Videos, von Giftgasangriffen des Assad-Regimes; die Regierungen in Washington und den EU-Staaten fordern harte Konsequenzen, die sie aber niemals ziehen werden; der Diktator in Damaskus streitet alles ab. Er behauptet, dass sich die Aufständischen selbst vergasen, nur um ihn als Schandtäter dastehen zu lassen.

Wer sich in Erinnerung ruft, welches Gemetzel Baschar al-Assad in seinem eigenen Land anrichtet, der kann sich denken, dass er keine Sekunde zögert, Männer, Frauen und Kinder mit Sarin, Chlorgas oder anderem Teufelszeug zu ersticken. Aber ohne handfeste Beweise sind solche treffend gefühlten Gewissheiten nichts wert. Was zählt, sind Biopsien und Bodenproben - und die lassen sich im Kriegsgebiet schwer nehmen.

Am Ende geht es in Syrien nicht um den durch das Völkerrecht verbotenen Einsatz von Chemiewaffen. Es geht um sieben Jahre des Massenmords an der eigenen Bevölkerung. Ob Kinder durch Fassbomben, Granaten oder eben auch Giftgas getötet werden, macht dabei nur wenig Unterschied. Wenn die nun ach so empörte Weltöffentlichkeit und ihre Regierungen wirklich eingreifen wollten, hätte sie sieben Jahre lang Gründe finden können. Sie wollten nicht.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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