Verimi:Deutsche Konzerne starten eigenen Dienst für Log-ins im Netz

Verimi: Verimi soll funktionieren wie ein Universalschlüssel: Wer etwa Flüge buchen will, kann sich mit seinem Account einloggen, die Daten, die der Kunde bei Verimi eingetragen hat, werden automatisch übertragen und der Flug sofort gebucht.

Verimi soll funktionieren wie ein Universalschlüssel: Wer etwa Flüge buchen will, kann sich mit seinem Account einloggen, die Daten, die der Kunde bei Verimi eingetragen hat, werden automatisch übertragen und der Flug sofort gebucht.

(Foto: AFP)
  • Deutsche Unternehmen wie Daimler, Lufthansa, Telekom, Deutsche Bank und Allianz starten ihren gemeinsamen Log-in-Dienst Verimi.
  • Mit dem Angebot wollen sie beim Anmelden auf Webseiten mehr Datenschutz bieten als US-Konzerne wie Facebook oder Google.

Von Kristiana Ludwig und Nils Wischmeyer

Nutzer kennen das bisher von Facebook oder Google: Wer auf eine fremde Webseite kommt, kann sich dort gleich mit seiner Google-Mail-Adresse oder seinem Facebook-Account registrieren. Die US-Konzerne freut das jedes Mal, denn so kommen sie an immer mehr Daten der Nutzer. Um die Datenhoheit der US-Konzerne zu brechen, haben zehn deutsche Konzerne nun einen eigenen Datendienst gegründet, der an diesem Dienstag startet: Verimi, so der Name, soll nach dem gleichen Prinzip wie der Log-in per Facebook funktionieren. Der Nutzer erstellt einmalig ein Profil mit all seinen Daten und kann sich dann bei vielen verschiedenen Unternehmen und Behörden einloggen. "Single Sign-on" ist der gebräuchliche englische Begriff dafür.

Unternehmen wie Daimler, die Lufthansa, Telekom, die Deutsche Bank und der Versicherungskonzern Allianz haben sich mit mehreren Millionen Euro an Verimi beteiligt. Aber auch die Bundesdruckerei, eigentlich zuständig für die Herstellung von Personalausweisen und Reisepässen ist dabei. "Der Datenskandal von Facebook zeigt, dass wir dringend eine europäische Alternative brauchen", sagt die Verimi-Chefin Donata Hopfen. Der Dienst wende sich speziell auch an Behörden. Sie sollen Verimi nutzen, um Bürgern einen komfortablen Zugriff auf ihre Internetportale zu ermöglichen.

Hopfen und ihre rund 30 Mitarbeiter haben zwei Etagen in einem Gebäude der Bundesdruckerei gemietet. Von dort aus entwickeln sie Zugangsverfahren wie das Scannen der Iris, des Fingerabdrucks oder die sogenannte Video-Identifikation: Wenn Nutzer ihren Pass in eine Webcam halten, überprüft ein Mitarbeiter die Echtheit. Durch solche Verfahren sei Verimi besonders sicher, sagt Hopfen. Der Dienst erfülle auch die Standards der Datenschutzgrundverordnung, die am 25. Mai in Kraft tritt.

Generalschlüssel fürs Internet

Der Dienst soll funktionieren wie ein Universalschlüssel. Wer beispielsweise Flüge bei der Lufthansa buchen will, kann sich mit seinem Account einloggen. Die Daten, die der Kunde bei Verimi eingetragen hat, werden automatisch übertragen und der Flug sofort gebucht. Genauso funktioniert das Online-Banking, ein digitales Zeitungsabo oder Onlineshopping. Ändern sich die Daten, etwa die Adresse, muss der Nutzer diese nur einmal ändern. Auf allen anderen Webseiten wird die Änderung automatisch übernommen.

Verdienen soll Verimi an Provisionen für die Log-ins. Das Unternehmen plant auch, sein Angebot europaweit in unterschiedlichen Branchen auszubauen: "Wir führen Gespräche mit fast jeder Industrie und fast jedem Ministerium", sagt Hopfen: "Verimi könnte zum Beispiel mittelfristig eine Alternative für die elektronische Gesundheitskarte sein." Die digitale Patientenakte gilt als Endlos-Projekt des Bundesgesundheitsministeriums. Verimi könne dagegen unkompliziert Ärzten den Zugang auf Patientendaten ermöglichen. Die Konzerne allerdings hätten keinen Einblick in die persönlichen Informationen der Verimi-Kunden, versichert Hopfen: "Es werden keine Daten abgegriffen." Allein der Nutzer selbst könne entscheiden, mit wem er seine Adresse oder Kreditkartendaten oder im Zweifel seinen Arztbrief teilt.

Die Datenallianz der Konzerne ist nicht die einzige deutsche Initiative, die derzeit an sicheren Log-in-Verfahren arbeitet. Auch die Medienkonzerne ProSiebenSat.1, RTL und United Internet haben im Sommer die European Net-ID Foundation gegründet, die nach demselben Prinzip funktioniert. Man sei miteinander im Gespräch, sagt Hopfen. Je mehr Unternehmen einen Internet-Generalschlüssel anbieten, desto weniger ist er wert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: