CSU-Landesgruppenchef:Dobrindt heizt Streit über Islam weiter an

Alexander Dobrindt auf dem Weg zu einer CSU-Vorstandssitzung in München - der CSU-Landesgruppenchef im Deutschen Bundestag heizt die Islam-Debatte weiter an.

Dobrindt auf dem Weg zu einer CSU-Vorstandssitzung in München.

(Foto: dpa)
  • Der Streit über die Rolle des Islam in Deutschland geht weiter.
  • CSU-Landesgruppenchef Dobrindt sagt, der Islam sei für Deutschland "kulturell nicht prägend und er soll es auch nicht werden".
  • Er geht mit seiner Kritik damit deutlich weiter als Parteichef Seehofer.

Alexander Dobrindt hat in der Debatte über die Rolle des Islam den Ton weiter verschärft und ist erheblich weiter gegangen als sein Parteivorsitzender Horst Seehofer. Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, der Islam sei für Deutschland "kulturell nicht prägend und er soll es auch nicht werden". Der Islam habe "keine kulturellen Wurzeln in Deutschland und mit der Scharia als Rechtsordnung nichts gemeinsam mit unserem christlich-jüdischen Erbe".

Wertvorstellungen wie Toleranz, Nächstenliebe und Freiheit "finden sich so in der islamischen Welt nicht wieder", führte der CSU-Politiker aus. Diese Wertvorstellungen seien "der Grund, warum so viele Menschen bei uns leben wollen". Zugleich verwies der CSU-Politiker darauf, dass dem Islam seiner Meinung nach das fehle, was für das Christentum die Aufklärung gewesen sei - mit all ihren positiven Rückwirkungen auf Glauben, Recht und gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Kein islamisches Land auf der ganzen Welt hat eine vergleichbare demokratische Kultur entwickelt, wie wir dies in christlichen Ländern kennen", sagte Dobrindt.

Wulff sagte 2010: Der Islam gehört zu Deutschland

Seehofer hatte vor wenigen Wochen gesagt, die hier lebenden Muslime gehörten zu Deutschland, nicht aber der Islam. Dobrindt stärkte dem Parteichef schon damals den Rücken. Seehofer entfachte eine Debatte neu, die der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Auftakt der Islamkonferenz 2006 begonnen hatte. Er sagte damals: "Der Islam ist Teil unserer Gegenwart und unserer Zukunft". Größeres Aufsehen erregte Christian Wulff 2010. In seiner Rede zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit sagte der damalige Bundespräsident: "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland."

In der Union gibt es stark abweichende Auffassungen über die Rolle des Islam und der Muslime in Deutschland. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Beispiel widersprach den jüngsten Aussagen Seehofers.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass 4,6 Millionen der etwa 82,5 Millionen in Deutschland lebenden Menschen Muslime sind, also etwas mehr als jeder Zwanzigste. Etwa die Hälfte von ihnen hat türkische Wurzeln. Ihre Familien kamen in den sechziger Jahren auf Einladung der Bundesrepublik. Deutschland brauchte damals dringend Arbeitskräfte. Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge fühlen sich die Menschen muslimischen Glaubens Deutschland fast ausnahmslos verbunden. Einem entsprechenden Statement stimmten 96 Prozent der Befragten zu.

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