Riederau:Verträgliche Standorte

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Gutachter erstellt Konzept für Mobilfunksender in Riederau

Von Armin Greune, Riederau

Die Gemeinde Dießen hat für ihren größten Ortsteil ein Standortkonzept für Mobilfunksender in Auftrag gegeben. Dies gab Bürgermeister Herbert Kirsch am Donnerstag in der Riederauer Ortsteilversammlung bekannt. Vor eineinhalb Jahren hatte ein neuer Sender den 1600 Einwohner zählenden Ort in Aufruhr versetzt, als ein 18 Meter hoher und 70 Zentimer starker Funkmast aus Stahl auf einer Grünfläche an der Ringstraße errichtet wurde. Der Betreiber, die Deutsche Funkturm GmbH, hatte dazu keine Standortanalyse vorgelegt, weil die Sender für GSM, UMTS und LTE 800 nur verlagert wurden: Der Verpächter hatte sein Hausdach an der Ringstraße zuvor bis Ende 2015 für Mobilfunkdienste vermietet und dann einen Teil der Wiese gekauft, die aber nicht zur Bebauung freigegeben ist. Der Bauausschuss musste dem privilegierten Vorhaben zustimmen.

In Riederau gründeten Eva Seidl und Gerd Mayer daraufhin die Initiative "hierfunkts", um gegen den "Mastenwildwuchs, Gier und Rücksichtslosigkeit auf Kosten der Allgemeinheit und des sozialen Friedens im Dorf" zu protestieren. Sie verwiesen auf Gesundheitsrisiken durch Elektrosmog und Funkstrahlung, die Verschandelung des Ortsbildes, eine Beeinträchtigung der Wohnqualität und Wertminderung der Immobilien in der Umgebung der Sender. Das erklärte Ziel von "hierfunkts" sei jedoch keine Verteufelung moderner Kommunikationstechnologie, sondern die Suche nach sozial verträglichen Senderstandorten.

Am Donnerstag sagte Kirsch vor rund 30 Riederauern, dass sich die Gemeinde bemühe, die Senderflut einzudämmen. In nicht öffentlicher Sondersitzung habe der Gemeinderat im November beschlossen, vom Ingenieurbüro "Funktechanalyse" eine Untersuchung über Funkstandorte in Riederau in Auftrag zu geben. Den Gutachter Hans Ulrich, der 15 Jahre am Münchner Umweltinstitut arbeitete, hatte "hierfunkts" empfohlen. "Ich fühl' mich da für Sie in guten Händen", sagte Kirsch. Mit Einführung des neuen 5G-Mobilfunknetzes müsse man mit weiteren Sendeanlagen rechnen. Dießen habe bereits an Ilse Aigner, Ministerin für Wohnen, Bauen und Verkehr, geschrieben und Unterstützung bei der Umsetzung neuer Technologien angefordert. Zwar könnten Kommunen die Errichtung von Sendern auf Privatgrund nichtverhindern, aber Alternativen anbieten: "Am liebsten wäre uns ein gemeindlicher Standort", sagte Kirsch. Die Nachbargemeinde Utting etwa hat seit 2009 ein Areal am Ortsrand als Positivstandort für Mobilfunk ausgewiesen, der bislang aber nur für behördlichen BOS-Funk genutzt wird.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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