Geglückter Start:Grafinger Pionierarbeit

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In der Kapellenstraße, nicht weit von der Grundschule, haben Vertreter von Stadt und Landkreis am Wochenende das erste von der neuen Ebersberger Wohnbaugesellschaft gebaute Haus eingeweiht

Von Thorsten Rienth, Grafing

Bauen ein Landkreis und eine Gemeinde gemeinsam ein Haus mit 21 Wohnungen und wollen von der ersten Ausschreibung bis zur Bezugsfertigkeit gerade einmal ein Jahr vergehen lassen. Das könnte, Zeitpläne und öffentliche Bauwerke sind schließlich so eine Sache, der Beginn eines Witzes sein. Ist es aber nicht: Unter Regie der neuen Wohnbaugesellschaft Ebersberg (WBE) hat Grafing den Neubau seiner Kapellenstraße 6 tatsächlich binnen Jahresfrist eingeweiht.

"Die Stadt hat hier im Landkreis wirklich Pionierarbeit geleistet", lobte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bei der Feier am Samstagvormittag. "Es ist wirklich mutig, eine solche Idee als Erster umzusetzen." Als in Grafing die Entscheidung für den Neubau fiel, hätte das WBE-Konzept schließlich gerade einmal auf dem Papier existiert. Umso wichtiger, dass jemand den Anfang gemacht habe. "Auch in unserer hochpreisigen Region müssen die Menschen ein vernünftiges Dach über dem Kopf haben."

Gerade ein Jahr hat der Neubau von 21 Wohnungen in der Kapellenstraße gedauert. Bei der Einweihung des Hauses der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises kann Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr am Wochenende auch interessierte Amtskollegen begrüßen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Bei so etwas spielen wir gerne das Versuchskaninchen", griff Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) den Ball auf. Gerade die im Jahr 2015 so sprunghaft angestiegenen Flüchtlingszahlen hätten der Stadt deutlich vor Augen geführt: "Wir brauchen hier ganz dringend mehr günstigen Wohnraum." Und zwar, so war auf den Schautafeln zu lesen, für Wohnungslose, anerkannte Asylsuchende oder sozial Bedürftige. Letztere sind freilich weniger sozial und vielmehr ökonomisch bedürftig.

Gerade aber weil Bezeichnungen so abstrakt sind, beschrieb Obermayr die Notwendigkeit des Baus an einer konkreten Geschichte. "Wir hatten vor kurzem den Fall, da ist eine ganz normale Familie plötzlich obdachlos geworden." Ihre alte Wohnung hätten sie verlassen müssen, aber keine bezahlbare neue gefunden. "Deshalb braucht es Häuser wie dieses, von wo aus sie dann in Ruhe weitersuchen können."

Dass der Grafinger WEB-Bau so schnell fertig war, liegt vor allem an seiner Bauweise als Beton-Holz-Hybrid. Tragende Teile bestehen aus Stahlbeton, die Innenwände sind in Trockenbauweise hergestellt. Die Wände der Sanitäranlagen sowie das Dach setzen sich aus vorgefertigten Elementen zusammen. Ein Generalunternehmer übernimmt das komplette Projekt und übergibt es schlüsselfertig. "Die Wohnungen sind dadurch günstig - aber nicht billig", stellte Obermayr klar. Die Baukosten belaufen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro.

Günstig aber nicht billig sollen die neuen Wohnungen des Kommunalunternehmens in der Grafinger Kapellenstraße sein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Den Unterschied zu konventionell gebauten Häusern würden wohl nur Experten erkennen. Für den Normalbürger ist die "K6" eine schicke neue Anlage, die innen hell und außen mit viel Holz daherkommt. In Ost-West-Richtung ausgelegt, ist an der Südseite sogar Platz für kleine Terrassen.

Für die 27 Quadratmeter großen Ein-Zimmer-Wohnungen bezahlen der oder die Mieter knapp 230 Euro Kaltmiete. Die Zwei-Zimmer-Wohnungen kommen auf 50 Quadratmeter bei einer Kaltmiete von 425 Euro. Bei drei Zimmern sind es rund 65 Quadratmeter und 510 Euro. Außerdem gibt es noch zwei Wohnungen für Obdachlose mit Unterbringungsmöglichkeiten für bis zu 16 Personen.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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