Stadtteilkonferenz:Wünscht Euch was!

Stadtteilkonferenz Berg am Laim

Wie wollen wir leben? Die Bürger haben da sehr praktische Wünsche.

(Foto: Renate Winkler-Schlang)

Bei ihrer ersten Stadtteilkonferenz demonstrieren die Berg am Laimer Diskussionsfreude und Konsensfähigkeit. Der Verkehr im Viertel erweist sich als das Thema mit dem größten akuten Handlungsbedarf

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

In Berg am Laim wachsen die Neubaugebiete wie Baumkirchen Mitte, Macherei, Werksviertel oder Truderinger Straße - und damit auch die Einwohnerzahl, die Verkehrsprobleme, der Infrastrukturbedarf. Und es wächst offenbar auch die Bereitschaft der Bürger, mitzureden und mitzugestalten. Das zeigt die Resonanz auf die erste Stadteilkonferenz im großen Pfarrsaal von St. Michael an der Baumkirchner Straße. Ins Leben gerufen hat dieses neue Format das ebenfalls neue Berg am Laimer Forum. Hier haben sich kürzlich Vereine und Institutionen zusammengefunden. Ihr Ziel: Die Vernetzung und den Zusammenhalt, die das Städtebauförderungsprojekt Soziale Stadt - das nun ausläuft - gebracht hat, zu bewahren und zu festigen. Und es vor allem nun auf den gesamten Stadtteil auszudehnen, denn im Förderprogramm war nur ein Teil Berg am Laims enthalten.

Rund hundert Menschen drängten sich im Saal, darunter auch fast 30 Kinder aus der Grafinger- und der Berg-am-Laim-Schule, die nochmals die Ergebnisse ihres kürzlich einberufenen Kinderparlaments präsentierten, wie die Erwachsenen mit Transparenten und Sprechchören. Ähnliche Themen wie bei den Großen kamen dabei zum Vorschein, von Abscheu vor Hundekot bis zum Ruf nach Kontrollen für Tempo 30. Die eigentliche Konferenz, mitinitiiert von der Initiative "Berg am Laim für Demokratie, Frieden und Europa", war gut vorbereitet, unter anderen von Robert Kulzer (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses und auch Vorsitzender des Trägervereins fürs künftige Kulturbürgerhaus und offenbar treibende Kraft hinterm neuen Forum. Große Plakate mit der Aufschrift "Wünsch Dir was für Berg am Laim" lagen auf den Tischen, versehen mit einem Stadtplanausschnitt, sodass jeder seine Forderung oder Anregung auch gleich verorten konnte. An jedem Tisch ein Moderator aus dem Bezirksausschuss, dem städtischen Sozialreferat oder einer Institution wie der Stadtbibliothek oder dem Verein AKA (Aktiv für interkulturellen Austausch) oder Mags (Münchner Aktionswerkstatt G'sundheit). Die Themenfelder umfassend: von Bildung über Umwelt und Grün, Planen, Bauen und Wohnen bis zur Kultur und zum Verkehr.

An den Tischen wurde teilweise auch kontrovers diskutiert, etwa über die Frage, ob mehr Wohnungen wirklich die Wohnungsnot lindern, ob mehr Straßen Stau reduzieren lindern oder ihn erst produzieren. Das meiste aber war schnell konsensfähig. Oft vermissen die Bürger kleine Alltagsdinge, wie die Chance, im eigenen Viertel ein Buch zu kaufen oder sich die Schuhe reparieren zu lassen, auf dem Wochenmarkt einen Kaffeestand vorzufinden. Zur Lebensqualität wünschten sie sich endlich, endlich die Freilegung des Hachinger Bachs, aber auch Angebote wie Tischtennis oder Minigolf, Boule, eine Stockschützenbahn, mehr Sitzgelegenheiten für Senioren, einen Flohmarkt. Für den Abend auch gerne ein Kino, mehr Restaurants.

In ihrem Viertel wollen sie auch das Unverwechselbare stärken, die letzten Denkmäler wie Mahlerhaus, die Behrvilla oder den Hochbunker an der Sonnwendjochstraße wirklich bewahren, letzte alte Bauten auf ihre Denkmalfähigkeit prüfen lassen. Manches ließ sich auch gleich klären: So erfuhr eine Frau, dass Bildungslokal und Berg-am-Laim-Schule kooperieren wollen bei Deutschkursen mit Kinderbetreuung oder eine andere, dass die Stadt schon jetzt bei Bauvorhaben mit mehr als vier Wohnungen einen Freiflächenplan verlangt.

Auch außerhalb der Thementische wurde viel miteinander geredet. Man bekräftigte Wünsche, die sich auf keinem Themenzettel fanden, wie etwa das Verschwinden der Griechischen-Schule-Ruine oder der Erhalt der alten Kreuzwegstationen von St. Michael. Man erfuhr Neues wie das Vorhaben eines Bücherschranks auf dem Grünen Markt im Bürgerkreis.

Keinen wunderte, dass sich aber doch der Verkehr als das Thema mit dem meisten akuten Handlungsbedarf erwies. Ob Stau in der Unterführung, zu wenige Radwege oder Behinderungen für die Tram, das alles müsse aufgearbeitet werden. Kulzer versprach am Ende, alle Wünsche-Zettel würden ausgewertet und das Ergebnis in spätestens vier Wochen auf der neuen, vom Kulturbürgerhaus-Verein angebotenen informativen Internetseite www.bergamlaimer.info dargestellt. Für den Oktober plane man dann die nächste, dieses Mal monothematische Stadtteilkonferenz, aller Voraussicht nach über den Verkehr.

Kulzer hatte aber auch noch selbst einen Wunsch: Die Anwesenden sollten weitersagen, dass es nun regelmäßig Stadtteilkonferenzen geben werde: Irgendwann solle jeder der rund 64 000 Berg am Laimer von dieser Möglichkeit wissen. "Wir bleiben dran", versprach Kulzer am Ende.

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