Banker nach der Finanzkrise:Goldman-Chef ruft nach Bonus-Regeln

Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein will langfristige Banker-Verträge verbieten und nur bei langfristigem Erfolg Zusatzgelder erlauben.

H. Freiberger u. M. Hesse

Der Chef der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, hat grundlegende Standards für die Bonus-Systeme der Banken gefordert.

Lloyd Blankfein. AP

Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein fordert Klarheit.

(Foto: Foto: AP)

"Um ein Missverhältnis zwischen Bezahlung und Leistung zu verhindern, sollten Anstellungsverträge mit garantierter mehrjähriger Laufzeit ganz verboten werden", sagte Blankfein auf einem Bankenkongress des Handelsblatts.

Auch sollten Manager den Großteil ihrer Vergütung in Aktien erhalten, über die sie erst nach mehreren Jahren verfügen können. So solle es möglich sein, Zahlungen zurückzuholen, wenn sich Gewinne nicht als nachhaltig herausstellten.

Goldman Sachs hatte die Krise besser als die meisten anderen Banken überstanden. In den vergangenen Wochen wurde die Investmentbank dafür kritisiert, wieder große Risiken einzugehen und angesichts hoher Gewinne entsprechend hohe Boni zu gewähren. Blankfein verteidigte die Politik seiner Bank. "Es ist unsere Schlüsselfunktion, Risiken zu übernehmen." Goldman habe aber zugleich das Kapital gestärkt und die Verschuldung reduziert.

Deutsche Banken überarbeiten Bonussysteme

Blankfein zeigte sich optimistisch, dass "das Schlimmste der Krise von Tisch ist". Er verteidigte die Entscheidung des früheren Finanzministers Hank Paulson - ein ehemaliger Goldman-Manager - Lehman Brothers pleitegehen zu lassen. "Hätte der Staat Lehman gerettet, hätte es einen öffentlichen Aufschrei gegeben und die Regierung hätte womöglich ein anderes, noch größeres Finanzinstitut fallen lassen." Einen Tag nach der Lehman-Pleite hatte die US-Regierung den weltweit größten Versicherungskonzern AIG aufgefangen.

Auch deutsche Großbanken reagieren auf den Druck der Politik, ihre Vergütungssysteme zu überarbeiten: Sowohl die Commerzbank als auch die Hypo-Vereinsbank (HVB) kündigten am Mittwoch neue Bonus-Modelle an. Commerzbank-Chef Martin Blessing gestand ein: "Es war ein Fehler, Boni am Jahresende garantiert und in bar auszuzahlen, wie es besonders im Investmentbanking üblich war."

Bewegung im Boni-System

Künftig sollen 30 Prozent der Zulage bar ausgezahlt werden, 30 Prozent in Aktien, der Rest soll auf ein Ansparkonto fließen. Diese Bezüge könnten dann gestrichen werden, wenn die Ergebnisse in den Folgejahren schlecht ausfielen.

Mit Blick auf sein eigenes Gehalt sagte Blessing: "Ich glaube immer noch an den abnehmenden Grenznutzen von Geld." Seine Vergütung ist aufgrund einer Auflage des Bankenrettungsfonds Soffin noch bis Ende 2009 bei 500.000 Euro gedeckelt.

Die HVB arbeitet an einem ähnlichen Modell wie die Commerzbank: Nur ein Drittel des Jahresbonus gibt es sofort, je ein weiteres Drittel in den beiden Folgejahren - aber nur, wenn die Ergebnisse sich als nachhaltig erweisen. "Für die obersten drei Gehaltsklassen wird das schon 2009 eingeführt, ab 2010 auch für die Klassen darunter", sagte HVB-Chef Theodor Weimer.

Londoner Banker klagen Boni ein

Während sie an den neuen Vergütungsmodellen arbeitet, wird die Commerzbank von der Vergangenheit eingeholt, als die Boni teils noch astronomisch waren: Weitere 72 Investmentbanker zogen jetzt in London vor Gericht, um ihre alten Zulagen einzuklagen. Insgesamt geht es um 33 Millionen Euro, der höchste einzelne Bonus liegt bei 1,7 Millionen Euro, berichtete die Financial Times.

Die Kläger sind ehemalige Mitarbeiter der Investmentbank Dresdner Kleinwort. Sie argumentieren, dass ihnen die Boni vertraglich zugesichert worden seien. Als die Commerzbank die Dresdner Bank Anfang des Jahres übernahm, strich sie die Boni mit der Begründung, dass die Bank 2008 Milliardenverluste gemacht habe.

Der Fall zeigt das Dilemma der alten Bonus-Regelungen: Häufig wurden die Zulagen am Ende eines Jahres ohne Einschränkung ausgezahlt. Kritiker sehen darin eine Ursache für die Finanzkrise, weil das System die Banker dazu verleitet habe, besonders riskante Geschäfte einzugehen.

Die Finanzminister der G-20-Staaten hatten am Wochenende einen Vorstoß gemacht, der auf dem G-20-Gipfel in Pittsburgh Ende September verabschiedet werden soll. Die Vorschläge entsprechen in etwa den jetzt von den Banken skizzierten Modellen.

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