OECD-Studie:Deutsche Arbeitnehmer zahlen besonders hohe Steuern und Abgaben

Fensterputzer auf dem Dach des Reichstages Berlin 25 05 2005 Berlin Deutschland PUBLICATIONxIN

Kinderlose arbeitende Singles tragen mit 39,9 Prozent die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast unter allen OECD-Ländern.

(Foto: imago/photothek)
  • Deutsche Arbeitnehmer müssen laut einer OECD-Studie besonders hohe Steuern und Abgaben zahlen.
  • Das gilt besonders für kinderlose Singles, die mit 39,9 Prozent die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast unter allen OECD-Ländern tragen.
  • Gleichzeitig müssen sich die Arbeitgeber in Deutschland nur mit vergleichsweise geringen Beträgen an den Sozialabgaben beteiligen.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Arbeitnehmer in Deutschland müssen so hohe Steuern und Sozialabgaben auf ihre Einkommen zahlen wie in fast keinem anderen entwickelten Industrieland. Nur in Belgien ist die Last noch höher. Hinzu kommt, dass die deutschen Arbeitgeber im weltweiten Vergleich einen besonders niedrigen Anteil an den Sozialabgaben leisten. In den meisten Staaten beteiligen sie sich mit deutlich höheren Prozentsätzen. Das sind die Erkenntnisse einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die an diesem Donnerstag veröffentlicht wird. Sie bezieht sich auf Einkommen in den Jahren 2016 und 2017.

Die OECD hat in ihrer Erhebung den Schwerpunkt auf einen Vergleich der Einkommen von Arbeitnehmern mit und ohne Kinder gelegt. Das Ergebnis ist eine schlechte Nachricht für kinderlose arbeitende Singles: Sie tragen mit 39,9 Prozent die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast unter allen OECD-Ländern. Für Familien mit einem Verdiener und zwei Kindern sinkt dagegen die finanzielle Last deutlich auf knapp über 20 Prozent.

Deutsche Arbeitgeber zahlen besonders wenig in soziale Sicherungssysteme ein

Im Durchschnitt müssen Arbeitnehmer in den entwickelten Industriestaaten mit 25,5 Prozent etwas mehr als ein Viertel ihres Jahreseinkommens als Steuern und Sozialabgaben abführen. Diese Quote ist in den letzten beiden Dekaden relativ stabil geblieben. Zu den Ländern, die Arbeitnehmer überdurchschnittlich belasten, gehören neben Belgien mit 40,5 Prozent Abgabenlast nur noch Deutschland und Dänemark mehr als 35 Prozent.

Der Studie zufolge zahlen Arbeitgeber in Deutschland einen besonders geringen Anteil an Sozialabgaben. Spitzenreiter sind hier die französischen Arbeitgeber, die 26 Prozent der Arbeitskosten in soziale Sicherungssysteme einzahlen. Mehr als 20 Prozent zahlen auch Arbeitgeber in Österreich, Belgien, Italien, der Slowakei, Spanien und Schweden. Deutschland liegt darunter.

Die OECD untersucht jedes Jahr, wie hoch Einkommen in den 35 Mitgliedsländern steuerlich und mit Sozialabgaben belastet werden. Die Bundesrepublik gehört seit Jahren zu der Spitzengruppe der Länder mit der höchsten Abgabenlast. Die OECD will anhand der Studie zudem vergleichbar machen, wie hoch der staatliche Anteil an den Arbeitskosten ist.

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