Hannover 96:Der Fall Horst Heldt produziert viele Verlierer

Hannover 96 - Horst Heldt und Martin Kind bei einer Pressekonferenz

Horst Heldt (rechts) und Martin Kind: Wie lange geht es noch gemeinsam weiter in Hannover?

(Foto: Peter Steffen/dpa)
  • Manager Horst Heldt will Hannover 96 offensichtlich verlassen, doch Klubchef Kind lässt ihn nicht ziehen.
  • Fraglich ist, wie es in Hannover mit Heldt weitergehen kann, wenn dieser immer wieder mit anderen Vereinen verhandelt.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Carsten Scheele, Hannover

Martin Kind feiert am Samstag seinen 74. Geburtstag, und bevor einer auf die Idee kommt, der Präsident von Hannover 96 könnte allmählich altersmilde werden, hat er noch schnell seine Härte demonstriert. Zu spüren bekam sie 96-Manager Horst Heldt, der die Niedersachsen lieber heute als morgen verlassen würde. Zum zweiten Mal binnen eines halben Jahres hat Heldt Gespräche mit anderen Klubs geführt - erst im November mit dem 1. FC Köln, jetzt mit dem VfL Wolfsburg. Zweimal hat Kind ihn zum Bleiben verdonnert, obwohl es diesmal sogar zu konkreten Verhandlungen gekommen ist.

Beim Geheimtreffen in einem VW-Gebäude am Braunschweiger Flughafen ging es zwischen Wolfsburg und Hannover um die Ablösemodalitäten. "Meine Kompromisslinie lag im mittleren einstelligen Millionenbereich", erklärte Kind in aller Offenheit, für Heldt und Gerhard Zuber, den Sportlichen Leiter, der Hannover ebenfalls verlassen würde. Eine Summe, die Wolfsburg (noch) nicht zahlen wollte.

"Er hat jetzt wohl zwei Tage daran zu knapsen"

Was also tun mit einem Manager, der so offensichtlich weg will? Diese Frage muss sich Kind in Hannover nun stellen; und es wird klar, dass dieser Fall mächtig viele Verlierer produziert hat. Nicht nur in Wolfsburg, wo der junge Sportdirektor Olaf Rebbe am Freitag freigestellt wurde. Auch in Hannover, wo kaum vermittelbar scheint, wie es mit einem Mann weitergehen soll, der sich bei jeder Gelegenheit ausdrücklich nicht zum Verein bekennt. Heldt habe den Entschluss zwar "professionell" aufgenommen, erklärte Kind. Und das Arbeitsverhältnis bestehe ja weiterhin. "Er hat jetzt wohl zwei Tage daran zu knapsen", sagte Kind. Danach soll gemeinsam am 96-Kader für die kommende Saison gebastelt werden.

Fraglich ist aber, auf welcher Basis. Beim ersten Angebot aus Köln werden Heldt einige noch abgekauft haben, dass ihn die Offerte seines Herzensklubs (Heldt wuchs 40 Kilometer südlich von Köln auf) besonders berührt hat. Dass Heldt die Gespräche im November führen musste, weil er die Chance, nach seiner Zeit als Profi wieder für den Effzeh zu arbeiten, nicht verpassen wollte.

Im Fall Wolfsburg liegen die Dinge anders. Zum VfL hegte er bislang kein persönliches Verhältnis; es geht wohl einzig um die sportliche Perspektive, nicht zuletzt ums Geld. Heldt soll sich mit Wolfsburg bereits über einen Dreijahresvertrag einig gewesen sein; aus den Verhandlungen wird verbreitet, Heldt sei irgendwann bereit gewesen, einen Teil der Ablöse aus eigener Tasche zu bezahlen. Dafür hatte er in Hannover die Beförderung zum Geschäftsführer abgelehnt. Am Mittwoch schwänzte Heldt außerdem die Spieltags-PK, eigentlich ein Pflichttermin. "Vertrauen muss sich erst wieder aufbauen", sagte Kind dem Sportbuzzer: "Nach Köln ist das jetzt das zweite Mal." Ein drittes Mal sollte "sich das nicht wiederholen".

Kind wird sich intern die Haare raufen. Endlich schien er auf der Sportchef-Position einen guten Griff getätigt zu haben, unter Heldt gelang der Wiederaufstieg in die Bundesliga, der Klassenerhalt dürfte nicht mehr ernstlich in Gefahr geraten - am Freitagabend könnten beim Auswärtsspiel in Hoffenheim (20.30 Uhr, Liveticker auf SZ.de) letzte Zweifel beseitigt werden. Und nun will dieser Mann so offensichtlich weg. Gerüchte, wonach in Hannover an einer Rückkehr von Jörg Schmadtke gebastelt wird, halten sich hartnäckig.

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels wurde Olaf Rebbe als Geschäftsführer des VfL Wolfsburg bezeichnet. Er begleitete jedoch das Amt des Sportdirektors. Dies wurde korrigiert.

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