Oberföhring:Weniger wäre mehr

Oberföhring: Ausgebremst: Schilder wie dieses (vor dem Finanzamt an der Deroystraße) könnten im Wohngebiet Prinz-Eugen-Park Wirklichkeit werden.

Ausgebremst: Schilder wie dieses (vor dem Finanzamt an der Deroystraße) könnten im Wohngebiet Prinz-Eugen-Park Wirklichkeit werden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Verengte Fahrbahnen, Kurzparkzonen und statt Tempo 30 nur noch zehn Stundenkilometer in Wohnstraßen: Mit neuen Ideen wird versucht, den Verkehr im Quartier Prinz-Eugen-Park in den Griff zu bekommen

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Nach zähem Ringen hat der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen eine gemeinsame Haltung zu Teilen des Mobilitätskonzepts für das neue Wohngebiet Prinz-Eugen-Park in Oberföhring gefunden. Das Konsortium der 20 Bauherren hatte vergangenen August beantragt, in dem Quartier für 4000 Menschen oberirdisch Kurzparkzonen auszuweisen, damit die Bewohner ihre Autos in die Tiefgaragen stellen und die Plätze an der Oberfläche tatsächlich für Besucher frei sind und nicht von Dauerparkern und Wohnmobilen besetzt. Zudem forderte das Konsortium Tempo zehn auf den Wohnstraßen statt Tempo 30 und eingeengte Fahrbahnen, um die Autos zu bremsen. Ein Teil der Ruth-Drexel-Straße soll Platz-Charakter bekommen und daher als ebene Fläche ohne Bordsteine gestaltet werden.

Im Bezirksausschuss steht vor allem die CSU dem Konzept skeptisch gegenüber. Die drei Anträge drehen seit August Runde um Runde im Unterausschuss Verkehr. Mehrmals erläuterten dort Vertreter von Planungs-, Bau- und Kreisverwaltungsreferat (KVR) sowie Christian Stupka vom Bauherren-Konsortium Prinz-Eugen-Park ihre Positionen. Zu den einzelnen Punkten haben Behörden, Stadtviertelvertreter und Bauherrn Meinungsverschiedenheiten in unterschiedlichen Konstellationen. Die Quintessenz: Die Bezirksausschussmitglieder misstrauen den Verkehrsprognosen und befürchten Staus auf der bereits heute stark belasteten Cosimastraße, die den zusätzlichen Verkehr aus dem Prinz-Eugen-Park aufnehmen muss. Außerdem halten vor allem die CSU-Vertreter die Zahl der oberirdischen Parkplätze im Quartier für zu gering, obwohl dort 180 Besucher-Stellplätze vorgesehen sind. Die Leute von der Verwaltung wiederum loben den Ansatz des Bauherrn-Konsortiums, möglichst viele Alternativen zum eigenen Auto, aber auch Parkplatz-Sharing via Internet anzubieten. Solche Anreize seien besser als Verbotsschilder, denn sie schüfen ein Bewusstsein dafür, dass das eigene Verhalten die Umwelt beeinflusst. Die Behörden-Vertreter räumen ein, dass die Verwaltung beim Parkraummanagement in Neubaugebieten noch keine endgültige Position gefunden habe. Man versuche aber, oberirdische Parkplätze knapp zu halten. 180 sind ihrer Meinung nach schon zu viel.

Während die Stadtviertelvertreter mit ihrer Forderung nach mehr Parkplätzen also allein blieben, waren sie sich in einem anderen Punkt mit Christian Stupka einig: Das Quartier soll attraktive Plätze bekommen, wo sich die Bewohner gern aufhalten. Was dem BA gefällt, erscheint aber der Stadtverwaltung als zu gefährlich. Die Behörden verweisen auf die Sicherheitsfunktion der Bordsteine für Fußgänger. Außerdem fahre niemand Tempo zehn, wenn er auf einer schnurgeraden Straße unterwegs sei.

Einigkeit ist jetzt zu zwei der drei Anträge hergestellt: Der BA will es mit den abgesenkten Bordsteinen versuchen, er stimmt auch für Baumnasen zur Verengung der Fahrbahnen, verkehrsberuhigte Zonen im östlichen Teil des Wohngebiets und sichere Querungsmöglichkeiten für Radfahrer und Fußgänger. Über die wirklich großen Brocken aber ist damit noch nicht entschieden: Zu Kurzparkzonen und Tempobegrenzung hat der BA weiterhin Diskussionsbedarf.

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