Baden-Württemberg:Wolf reißt mehr als 30 Schafe bei Bad Wildbad

Mehrere tote Schafe

Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und der Forstverwaltung Calw untersuchen die toten Schafe.

(Foto: dpa)
  • In Baden-Württemberg hat mit "hoher Wahrscheinlichkeit" ein Wolf mehr als 30 Schafe gerissen.
  • Der Vorfall hat die Debatte über den Wolf und seine Gefahr für Weidetiere wieder angefacht.

Bei Bad Wildbad im Landkreis Calw sind in der Nacht zum Montag mehr als 30 Schafe getötet worden - "mit hoher Wahrscheinlichkeit" von einem Wolf. Das ergaben erste Untersuchungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Gewissheit wird aber erst die vom Umweltministerium in Auftrag gegebene genetische Analyse von Proben der Kadaver bringen.

Mittlerweile sind mehr als 40 Schafe tot, einige mussten wegen ihrer schweren Verletzungen getötet werden. Unklar ist, wie viele Tiere ertranken, weil sie in Panik in einen nahen Fluss sprangen. "Es war ein Bild des Grauens", schilderte Anette Wohlfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes. Nach ihren Angaben war die Herde mit mehr als 150 Tieren in einem umzäunten Areal gewesen. Eventuell sei der Wolf über den Fluss eingedrungen. Der Vorfall ist für sie ein trauriger Beleg für die lange gehegte Vermutung: "Weidetierhaltung und Wolf zusammen funktioniert nicht flächendeckend in Baden-Württemberg."

Wer für den Tod der Tiere verantwortlich ist, ist vor allem für den betroffenen Schäfer von Bedeutung. War es tatsächlich ein Wolf, kann er mit einer raschen Entschädigung rechnen.

Wolfs-Freunde wie Grüne und Naturschützer zeigten sich betroffen: "Jetzt gilt es, dem Schäfer so schnell wie möglich zu helfen", meinte Nabu-Landeschef Johannes Enssle. Und es gelte, Baden-Württemberg schnell auf die Rückkehr der Wölfe vorzubereiten. Mit effektivem Herdenschutz ließen sich solche Vorfälle in der Regel verhindern. FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke forderte die Grünen auf, ihre "romantische Wolfspatenschaft" zu beenden. Der Wolf müsse unter die Kontrolle des Jagdrechts gestellt werden. "Das hat sich auch bei den geschützten Tierarten wie dem Luchs bewährt".

Mehrheit der Deutschen begrüßt Rückkehr des Wolfes

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Wolf in der Gegend Tiere tötet: So wurden Ende November und Anfang Dezember in der Nähe von Freudenstadt mehrere Hirsche getötet. Wissenschaftler fanden heraus, dass es sich in einem Fall um denselben Wolf handete, der schon kurz zuvor drei Schafe bei Bad Wildbad getötet hatte.

Die Mehrheit der Bundesbürger (79 Prozent) begrüßt, dass der Wolf wieder hier heimisch wird. Das ergab kürzlich eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Die Tiere gehören demnach für viele Menschen ebenso zur Landschaft wie Füchse, Rehe oder Biber. Ein Teil sieht aber auch Risiken. In Baden-Württemberg sind seit 2015 mindestens vier Wölfe gesichtet worden. Bundesweit gibt es etwa 800 Wölfe, vor allem in Niedersachsen und in Ostdeutschland. Im Jahr 2016 wurden über 1000 Nutztiere durch Wölfe getötet oder verletzt. Vor allem Schafe und Ziegen werden gerissen, aber auch Rinder.

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