Schnelles Internet:Vodafone will Unitymedia schlucken

Die deutsche Vodafone-Zentrale in Düsseldorf.

Blick auf die Vodafone-Zentrale in Düsseldorf.

(Foto: dpa)
  • Vodafone will das Kabelnetz des US-Konzerns Liberty Global in Deutschland kaufen.
  • Damit würde der Konzern die Kontrolle über Unitymedia erlangen und sich TV-Kabelnetze in mehreren Bundesländern sichern.
  • Die Deutsche Telekom bekäme durch den Kauf auf einen Schlag einen mächtigen Konkurrenten bei schnellem Internet.

Im Mobilfunk sind die Deutsche Telekom und Vodafone schon gleich auf, doch jetzt geht zwischen den beiden Konzernen der Kampf ums schnelle Internet in Deutschland erst richtig los: Vodafone will das Kabelnetz des US-Konzerns Liberty Global in Deutschland und in einigen Ländern Osteuropas übernehmen. Das haben beide Konzerne am Mittwoch bekannt gegeben. Sie einigten sich laut Angaben von Vodafone auf einen Kaufpreis von 18,4 Milliarden Euro.

Falls die Kartellbehörden zustimmen, würde Vodafone damit die Liberty-Beteiligung Unitymedia übernehmen, die TV-Kabelnetze in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 7,2 Millionen Kunden betreibt. Da Vodafone bereits in allen anderen Bundesländern eigene Kabelkunden hat, wäre der Konzern so künftig in jedem Bundesland als Kabelanbieter vertreten und würde auch bei Breitbandanschlüssen für schnelles Internet zu einem echten Konkurrenten für die Deutsche Telekom heranwachsen.

Noch müssen die Wettbewerbshüter zustimmen

Die Fusion wäre für die Telekom eine echte Bedrohung. Das Kabelnetz ermöglicht Kunden deutlich schnelleren Internet-Zugang als die meisten Telekom-Anschlüsse, die zumindest auf den letzten Metern bis ins Haus noch auf älteren Kupferkabeln basieren. Die Kabelnetzbetreiber bieten schon heute doppelt so hohe Bandbreiten wie die herkömmlichen Telefonleitungen.

Die Betreiber haben ihre Kabelnetze in den vergangenen Jahren derart aufgerüstet, dass Kunden darüber auch telefonieren und im Internet surfen können. Anbieter wie Vodafone wollen die Technik darüber hinaus weiter ausreizen, sodass Kabelkunden bis zu einen Gigabit Daten pro Sekunde herunterladen könnten. Genau diese Geschwindigkeit nennt die neue Bundesregierung als Ausbauziel für ganz Deutschland.

Die Fusion bringt aber auch den TV-Markt durcheinander. Gemeinsam hätten Unitymedia und Vodafone etwa 14 Millionen zahlende TV-Kunden bundesweit. Als Fast-Monopolist in Sachen Kabelanschlüssen hätte der fusionierte Konzern eine viel höhere Marktmacht, wenn er etwa mit Fernsehsendern verhandelt oder um TV-Sportrechte bietet.

Vodafone hat mit Liberty Global schon seit einigen Monaten über die Übernahme verhandelt. Ob das Geschäft wirklich genehmigt wird, hängt aber noch maßgeblich von den Kartellbehörden ab. Bislang hatte das Bundeskartellamt stets verhindert, dass sich hiesige Kabelanbieter zu einem großen Unternehmen zusammenschließen. Angesichts der Größe des Zusammenschlusses würde in diesem Fall aber wohl die EU-Kommission in Brüssel den Fall entscheiden und nicht das Bundeskartellamt.

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