Ausgezeichnet:Monumental modern

Ausgezeichnet: Strahlende Gesichter beim Kammerchor. In der ersten Reihe von links: Renate Rösch, Christiane Höft, Rainer Dietz und Alexander Erdmann.

Strahlende Gesichter beim Kammerchor. In der ersten Reihe von links: Renate Rösch, Christiane Höft, Rainer Dietz und Alexander Erdmann.

(Foto: Toni Heigl)

Die ÜB verleiht dem Dachauer Kammerchor den renommierten Kron-Maus-Kulturpreis: Neben großen sakralen Werken führt das Ensemble auch zeitgenössische Kompositionen auf

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Der Dachauer Kammerchor erscheint in festlichem Schwarz, dreht sich doch an diesem Frühlingsmittwoch alles um ihn. Die Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB) ehrt den Kammerchor mit dem Kron-Maus-Kulturpreis im Foyer des Dachauer Rathauses. Bereits zum 29. Mal vergibt die ÜB "einen der bedeutendsten und renommiertesten Preise der Region", wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in seiner Begrüßung sagt. Ausgezeichnet werden alljährlich im Mai ehrenamtliche Kulturschaffende aus der Großen Kreisstadt. Mit dem Preis erinnert die ÜB zugleich an eines ihrer engagiertesten Mitglieder, Margarete Kron, genannt Zauner-Maus. Deren Kinder, Liselotte Liebl und Hans Kron, eine große Abordnung der Ampertaler und Schloßbergler in ihren Trachten, etliche Kreis- und Stadträte sowie ehemalige Preisträger sind gekommen, um mit dem Dachauer Kammerchor die Preisverleihung in lockerer, unverkrampfter Atmosphäre zu feiern. Der Chor besteht seit mehr als zwanzig Jahren und wird von Christiane Höft und Rainer Dietz geleitet. Von Anfang an dabei ist Barbara Banse. Für sie sei der Kammerchor "eine gesangliche Forderung und Herausforderung", sagt sie der SZ Dachau. "Damals habe ich im Jugendchor und im Kirchenchor gesungen, aber ich wollte etwas noch Anspruchsvolleres", erinnert sie sich.

In der großen Dachauer Chorlandschaft hat der Kammerchor von Beginn an eine Art Sonderstellung eingenommen. Das hat mehrere Gründe. Einmal ist es die Konzentration auf geistliche Musik, zum anderen ist es die gewissermaßen ökumenische Doppelbesetzung der Chorleitung mit Christiane Höft, Kirchenmusikerin an der evangelischen Friedenskirche, und Rainer Dietz, Kirchenmusiker an der katholischen Mariä-Himmelfahrtskirche. Wichtigstes Kriterium ist jedoch die programmatische Ausrichtung des Chors. Neben großen, bekannten und weniger bekannten sakralen Werken studiert er immer wieder moderne Kompositionen ein. Das macht seine Konzerte zu spannenden Hörerlebnissen. Welcher Art die sind, stellt der Kammerchor mit zwei Stücken vor Ort unter Beweis: "Herr, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden" komponierte Moritz Hauptmann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. "Herr lass mir dein Wort nicht zum Gericht werden" ist ein zeitgenössisches Werk von Raimund Schächer.

ÜB-Vorsitzender Wolfgang Erdmann nennt diese Offenheit für alle Ausprägungen der Sakralmusik in seiner Laudatio "den Markenkern" des Kammerchors. "Der Chor schafft es mit dem Mittel der anspruchsvollen Chormusik vorbildlich, eine Brücke zwischen der Zeit des Barock und der Gegenwart zu schlagen", sagt er. Für den ÜB-Vorsitzenden ist jedoch ebenso wichtig, dass der Dachauer Kammerchor "aktiv zum Leben der Kirchengemeinden beiträgt". Spendensammlungen und Benefizkonzerte hätten so "über die Jahre hinweg einen wichtigen Beitrag für die neue Kaps-Orgel in Mariä Himmelfahrt geleistet", sagt er.

Für die beiden Chorleiter zählt noch ein weiteres Kriterium, wie ihre Dankesrede nach der Übergabe der großen, schön gerahmten Urkunde zeigt. "Wir verstehen uns auch als Botschafter Dachaus. Das zeigt schon der Name", sagt Rainer Dietz und dass die Auftritte längst nicht mehr auf die Region begrenzt seien. Für ihn ist der - anfangs aus gerade mal sieben Mitglieder bestehende - Chor "mit fünfzehn Frauen- und vierzehn Männerstimmen ideal besetzt". So lasse sich "leistungsorientiert musizieren".

Was er damit meint, zeigen die beiden schon erwähnten kurzen Stücke, mit denen der Chor seine Zuhörer beschenkt: Präzise Einsätze und sängerische Qualitäten auf hohem Niveau gehen beim Kammerchor eine glückliche Verbindung mit musikalischer Leidenschaft und der Freude am guten Ton ein. Qualität statt Quantität ist die Maxime. So werden Monumentalwerke der Musik, wie beispielsweise Johann Sebastian Bachs "H-Moll-Messe" in vergleichsweise kleiner Chorbesetzung zu einem musikalischen und spirituellen Erlebnis, wie beim Festkonzert zum zwanzigjährigen Bestehen des Kammerchors im vergangenen Jahr. Mehr Kammerchor gibt es übrigens am Samstag, 30. Juni, um 21 Uhr im "Nachtkonzert bei Kerzenschein" in Mariä Himmelfahrt.

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