Einspruch II:Passt nicht

Dass die Fettecken von Joseph Beuys manche Interpreten durcheinanderbringen, ist nachvollziehbar, kaum aber, dass der "Führer" mit Fettecken gefeiert werden kann. Sind alle Nicht-Linken rechts?

Von Johannes Stüttgen

"Gestrig" ist nicht Beuys, sondern das an ihm scheiternde Schema. Mit Joseph Beuys schlagen sich noch viele herum, mehr, als man denkt, weil das, was er geboten hat, wegen der Zukünftigkeit, die dem innewohnt, immer nachdrücklicher wird/wirkt und nicht leicht verkraftet, wenn überhaupt verstanden werden kann.

Der Tatbestand "Beuys" stand nicht nur zu Beuys' Lebzeiten, sondern steht immer noch auf Kollisionskurs zu der herrschenden Begrifflichkeit, schon deswegen, weil er nicht ins Rechts-links-Schema passt. Für die minder bemittelten Geister ist der, der nicht "links" ist, "rechts", ganz einfach, und wer "rechts" ist, ist natürlich Nazi-nahe, noch einfacher. Ganz abgesehen von dem tiefenpsychologischen Aspekt, dass diese Schubladen-Rechercheure, die mit ihrer inneren Orientierung ideologischer Atemnot wegen nicht klarkommen und schier daran ersticken, dieses ihr ureigenes Problem auf andere projizieren und jeden "Nazi-nah" nennen, dessen Thesen und Taten sie nicht gewachsen sind. Vielleicht sind sie ja nur beleidigt. Joseph Beuys ist für solche das gefundene Fressen. Dass seine Fettecken sie durcheinanderbringen, ist nachvollziehbar, kaum aber, dass der "Führer" mit Fettecken gefeiert werden kann. Hoppla, jetzt - Beuys ist seit 32 Jahren tot - bin namentlich ich an der Reihe! Ich also "rechts" und "Nazi-artig"? Die aus "deutschem" Boden gehobenen Minen des Herrn Riegel sind, jede einzelne, leicht zu entschärfen. Voraussetzung dafür ist allerdings Sachverstand.

Johannes Stüttgen war Assistent von Beuys und begleitet sein Werk bis heute.

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