BayernLB:Eine Bank wird geschrumpft

BayernLB-Chef Michael Kemmer muss sein Institut halbieren und dabei Tochterunternehmen abgeben. Die Frage ist nur: Welche?

Thomas Fromm

Bislang ist es lediglich eine Grobplanung, die auf den Schreibtischen des Vorstands der Bayerischen Landesbank liegt. 5600 der 19.200 Mitarbeiter müssen gehen, das Geschäft soll streng auf Bayern, Deutschland und Europa sowie auf Großunternehmen, den Mittelstand und die Sparkassen ausgerichtet werden. Und riskante Geschäfte im Wert von 70 Milliarden Euro sollen aus den Büchern verschwinden.

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BayernLB: 5600 der 19.200 Mitarbeiter müssen gehen

(Foto: Foto: dpa)

Ob dies alles aber ausreichen wird, um die EU-Kommission von der Zukunft der Bank zu überzeugen, ist fraglich. Die Beamten in Brüssel wollen, dass die Bilanzsumme der Landesbank von zurzeit 415 Milliarden Euro halbiert wird - um dieses Ziel zu erreichen, müsste BayernLB-Chef Michael Kemmer die Geschäfte der Bank wohl noch härter beschneiden als bisher geplant.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, und er ist alles andere als einfach: Bis Mitte April muss Kemmer einen ersten Plan zur Zukunft der Landesbank bei der EU-Kommission präsentieren. Am 18. Juni dann muss der "finale Businessplan", wie es intern heißt, in Brüssel vorliegen. Dann gibt es keinen Schritt zurück mehr.

Banger Blick zur WestLB

Dass es Landesbanken im Umgang mit der EU nicht leicht haben, zeigt das Beispiel der Düsseldorfer WestLB: Hier verlangt Brüssel im Gegenzug zu staatlichen Milliarden-Bürgschaften eine neue Eigentümerstruktur bei der Landesbank, eine deutlich kleinere Bilanzsumme und Zugang zum Massenkundengeschäft.

Eine Fristverlängerung, mit der die Bank zuletzt Zeit für ihren Sanierungsplan gewinnen wollte, lehnte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes in der vergangenen Woche ab. Bis Ende März muss die WestLB nun liefern - andernfalls droht ihr die Rückzahlung von Staatshilfen.

In München ist man sich der Tatsache bewusst, dass harte Verhandlungen bevorstehen. "Wir werden Randaktivitäten konsequent einstellen", heißt es daher in einer Mitarbeiterinfo, die der Vorstand am Mittwoch ins firmeneigene Intranet stellte. Darin bereitet das Management seine Mitarbeiter auf eine "massive Reduzierung von Risikoaktiva, Bilanzsumme sowie Personal- und Sachkosten" vor.

Unklar ist, ob Kemmer den großen Schnitt wagen und seine Klagenfurter Osteuropa-Bank Hypo Group Alpe Adria (HGAA) abgeben wird. In Brüssel würde man dies gerne sehen, denn mit dem Verkauf der HGAA könnte die BayernLB auf einen Schlag einen großen Teil ihrer Bilanzsumme loswerden. Das Problem nur: Banken verkaufen sich in Zeiten der Finanzkrise schlecht; noch dazu gelten die Kärntner in der Branche nicht zuletzt wegen ihrer starken Position in Osteuropa als unverkäuflich.

Es wird damit gerechnet, dass die Bank im vergangenen Jahr einen Verlust von 500 Millionen Euro eingefahren hat. Und spätestens seit die Mutter der Tochter vor Weihnachten mit einer kräftigen Kapitalspritze aushelfen musste, gilt die HGAA als Mühlstein am Hals der BayernLB.

Einfacher wäre es da, die weitaus erfolgreichere Direktbanktochter DKB am Markt loszuschlagen. Kemmer lies zuletzt jedoch keinen Zweifel daran, dass er an der Internet-Bank festhalten will. Im Gegenteil: Intern heißt es, die BayernLB würde das Geschäft mit ihren Online-Kunden gerne noch weiter ausbauen und lediglich das Wertpapierportfolio der Bank und ihre Beteiligungen zusammenstreichen.

In München muss man sich also in diesen Tagen auf alles vorbereiten. So heißt es aus dem Konzern, für die Bank und ihre Beteiligungen würden "alle Optionen geprüft". Vom Börsengang über einen Verkauf bis hin zur Verkleinerung ist alles drin.

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