Senatore:Diese Bar huldigt dem italienischen Operetten-Kitsch

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Das Senatore am Sendlinger Tor ist nach dem früheren Padrone benannt. Aus dessen alter Einrichtung haben die Betreiber einen bizarren Stil geformt.

Von Laura Kaufmann

In der Senatore Bar am Sendlinger Tor, die, wie sich jetzt schon abzeichnet, wahrscheinlich bald der place to be dort sein wird, lässt sich jede der beinahe 1000 bunten Glühbirnen an der Decke einzeln ansteuern. Eine vom DJ gesteuerte Lichtorgel, die den roten Sesselplüsch und die Putten an der Wand erhellt.

Diese Putten müssen bei genauem Hinsehen einem Horrorfilm oder Porno entsprungen sein; sie tragen Maschinengewehre, den aufgespießten Kopf des Märchenkönigs, ein leuchtendes Gemächt. Die Senatore Bar huldigt dem italienischen Operetten-Kitsch des ehemaligen Alla Scala, der alteingesessenen Pizzeria oberhalb des Sendlinger-Tor-Platzes im ersten Stock, und baut sich daraus einen eigenen Stil. Mit eben diesen bizarren Putten und bunt an die Wand gepappten Getränkepreisen.

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Michael Dietzel, der schon lange einen würdigen Nachfolger für sein Café am Hochhaus gesucht hatte, und David Hager, der die Staatsbar mitbetreibt, sowie Thomas Zufall vom München 72 sind hier die Fadenzieher. Letzterer ist jahrelang immer wieder die Treppenstufen zu der Pizzeria hochgestiegen, um mit Guiseppe Senatore, dem padrone des Restaurants, zu verhandeln. Anfang des Jahres, nach Alla-Scala-Jahrzehnten und über 80 Jahre alt, überließ Senatore dem Trio seinen Laden.

Die kärcherten erst einmal ein wenig Pathos beiseite, renovierten, erhielten dabei aber dieses Stück Münchner Geschichte in Form des Pomps und Plüschs. Auch Pizza gibt es nach wie vor, von "Claudia" mit Birne, Gorgonzola und Walnusspesto bis "Rocco" mit Aprikosen, Rosmarinschinken, Bergkäse und Mozarella (9,20 bis 12,50 Euro).

Die Terrasse, auf der diese an warmen Tagen verspeist werden können, Einfallsschneise wahlweise vom Glockenbachviertel oder von der Sonnenstraße, bleibt bis 1 Uhr nachts geöffnet. Die Drinks heißen, entsprechend zu den Pizzen, zum Beispiel "Cardinale" (Gin, Blutorange, Zitrone, Triple Sec, Tonic) oder "Siffredi" (Rum, Limette, Zucker, Gurkensaft, Eiweiß) und kosten je 11 Euro. Aperol Spritz und Hugo sind für 7,50 Euro zu haben, das Augustiner (0,33) für 3,50 Euro.

Innen, im boomerangförmigen Raum, wird nicht nur getanzt. An den niedrigen Tischen lässt es sich gemütlich speisen und trinken. Wie man dort so sitzt, mit einem Panorama-Blick auf den Sendlinger-Tor-Platz (momentan also auf eine gigantische Baustelle), erinnert das an den Platzhirsch, der früher über dem Viktualienmarkt residierte. Und mit den großen Fenstern eben auch ein bisschen an das Café am Hochhaus, als dessen würdiger Nachfolger sich das Senatore jetzt beweisen darf.

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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