So tragisch es ist, wenn die Deutsche Bank 10 000 Stellen abbaut, einen Aufschrei wird es diesmal nicht geben. Es waren noch völlig andere Zeiten, als der damalige Vorstandschef Josef Ackermann öffentlich dafür geprügelt wurde, Tausende Menschen rauszuwerfen, während er gleichzeitig hohe Gewinne einfuhr.
Dem aktuellen Vorstandschef Christian Sewing kann man nicht unterstellen, dass er die Rendite über die Geschicke der Mitarbeiter stellen würde. Zu desolat ist die Lage der Bank. Sewing heimst für den Schritt sogar Lob ein, weil er damit zeigt, dass er Wort hält und die Sanierung der Bank schnell vorantreibt. So wie er es versprochen hat.
Doch das Lob könnte verfrüht sein. Natürlich stimmt es, dass die Bank seit Jahren ihre Kosten nicht in den Griff bekommt. Und es stimmt auch, dass vergleichbare Banken deutlich weniger Mitarbeiter haben.
Aber selbst wenn Sewing mit dem Stellenabbau die Kosten senkt, wird das der Bank nur kurzfristig nützen. Wenn Sewing die Bank langfristig erfolgreich machen will, muss er das größte Versäumnis aller seiner Vorgänger aufholen und viel mutiger als bisher in die maroden Computersysteme investieren.
Nur so kann er der Bank im digitalen Zeitalter eine langfristige Perspektive verschaffen. Wenn er das schafft, hätte er sein Lob wirklich verdient.