Amtsgericht:Seniorin dealt mit Gras

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72-Jährige kiffte auch als Eigentherapie - nun bekam sie eine Bewährungsstrafe

Appetitlosigkeit kann verschiedene Gründe haben, Stress zum Beispiel. Und sie kann mit verschiedenen Mitteln bekämpft werden. Eines davon: Marihuana. Dazu griff eine 72-jährige Münchnerin. Sie therapierte sich selbst mit täglich ein bis zwei Gramm - und was sie übrig hatte, verkaufte sie kurzerhand. Das Amtsgericht verurteilte die Rentnerin zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten zur Bewährung. Zudem musste sie 2000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen.

Über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr hatte die 72-Jährige immer wieder Drogen in ihrer Wohnung in Schwabing verkauft. Sie gab zu, in mindestens 24 Fällen jeweils ein Gramm Marihuana zum Preis von 15 Euro weiterverkauft zu haben, für das sie selbst jeweils zehn Euro bezahlt hatte. In ihrer Wohnung hatte die Polizei drei Gramm Marihuana und Haschisch gefunden und rund 260 Gramm Marihuana im Keller. Ein Drittel habe sie verkaufen wollen, so die Rentnerin bei der Durchsuchung. Der Rest sei für den Eigenkonsum bestimmt gewesen. Einer Vernichtung der entdeckten Drogen und des Verkaufszubehörs stimmte sie zu. Aufgeflogen waren die Geschäfte durch die Festnahme eines Mannes am Flughafen. Der hatte unter anderem zugegeben, bei einer älteren Dame ein- bis zweimal im Monat Marihuana gekauft zu haben - und er gab auch Handynummer und Adresse weiter.

Zu Gunsten der Rentnerin wertete das Gericht ihr hohes Alter, dass sie geständig und nicht vorbestraft war - und dass sie tatsächlich den überwiegenden Teil des Betäubungsmittels genutzt habe, um ihre Appetitlosigkeit zu bekämpfen. Zu ihren Lasten spreche der "sehr lange Zeitraum" und auch "die große Gesamtmenge des Betäubungsmittels", so das Gericht. Das Urteil ist rechtskräftig.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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