TSV 1860 München:Das hätte Bierofka nicht verdient

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TSV 1860-Trainer Daniel Bierofka inmitten seiner Spieler nach dem Aufsteig gegen den 1. FC Saarbrücken. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach der Aufstiegsparty geht beim TSV 1860 München der Wahlkampf los. Im Juli wird ein neuer Verwaltungsrat gewählt, die Gefahr ist groß, dass Trainer Bierofka und seine Mannschaft instrumentalisiert werden.

Kommentar von Markus Schäflein

Es stimmt natürlich nicht, dass Geld keine Tore schießt. Aber nicht alles im Fußball wird über Geld geregelt - schon gar nicht in K.o.-Spielen wie im Kampf um den Aufstieg in die dritte Liga. Im Duell des TSV 1860 München gegen den 1. FC Saarbrücken, der von einem Hotelier üppig alimentiert wird, setzten sich die Löwen durch. Sie waren individuell schlechter, wie in beiden Partien zu besichtigen war.

Aber sie waren die Mannschaft mit mehr Herz, Konzentration und Willenskraft - und mit mehr Glück. All die Rufe nach zum Aufsteigen vermeintlich nötigen Verstärkungen, die das Team von Trainer Daniel Bierofka durch die Saison begleiteten, sind verstummt.

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Wie kräftig muss der Kader verstärkt werden?

Dafür erklingen nun die Rufe, dass der Kader für die dritte Liga deutlich verstärkt werden muss, um nicht gegen den Abstieg zu spielen. Auch Bierofka und Sportleiter Günther Gorenzel stimmen ein. Geschäftsführer Michael Scharold hat zwar einen Etat erstellt, der zum Mitspielen in der dritten Liga reicht. Aber die meisten Vereine, die mit drei Millionen Euro arbeiten, spielen gegen den Abstieg - und in der kommenden Saison müssen erstmals vier Klubs die dritte Liga nach unten verlassen statt drei.

Dass Bierofka und Gorenzel gerne mehr Geld zur Verfügung hätten, ist also nachvollziehbar. Und jeder Verantwortliche im Fußball hätte gerne mehr Geld. Dieses könnte bei Sechzig von Investor Hasan Ismaik kommen, von dem das amtierende Präsidium um Robert Reisinger nach den zahllosen Wirrungen der Vergangenheit allerdings ganz grundsätzlich keine Darlehen mehr annehmen will. Ein Sponsoring, wie es Ismaik in den Raum gestellt hatte, wäre willkommen - allerdings nur, so lange es nicht an unwillkommene Bedingungen geknüpft ist, und ein Angebot liegt allen Ankündigungen zum Trotz noch gar nicht vor.

Im Juli wird beim TSV 1860 ein neuer Verwaltungsrat gewählt. Auf der einen Seite stehen die bisherigen Amtsinhaber, die den Kurs des Präsidiums mittragen. Auf der anderen Seite finden sich eine Reihe von Kandidaten, die wieder mit Ismaik kooperieren und mit seinen Darlehen arbeiten wollen, größtenteils versammelt im "Team Profifußball". Auf einem T-Shirt im Grünwalder Stadion war zu lesen: "STOPP Schwäbische Hausfrau - START Profifußball mit Biero."

Die Gefahr ist groß, dass Bierofka und seine Aufstiegstruppe nun im Wahlkampf instrumentalisiert werden. Das haben sie nicht verdient. Schließlich sind sie der Beweis dafür, dass im Fußball nicht alles übers Geld geregelt wird.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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