Profil:Roman Abramowitsch

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(Foto: Anthony Anex/dpa)

Der Oligarch hat eine neue Heimat in Israel gefunden - überraschend schnell.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Dass sich der russische Oligarch Roman Abramowitsch in Israel aufhält, ist nichts Ungewöhnliches. Dass er dies neuerdings als israelischer Staatsbürger tut, sehr wohl. Gleich nach seiner Landung mit dem Privatjet am Flughafen Ben Gurion am Montagabend erhielt der 51-Jährige die israelische Identitätskarte. Das ging unüblich schnell, denn normalerweise dauern Einbürgerungsverfahren mindestens drei Monate. Das Rückkehrgesetz garantiert Juden aus aller Welt die israelische Staatsbürgerschaft, die sie auch nicht verlieren, wenn sie sich nicht dauerhaft in Israel aufhalten. Abramowitschs Eltern waren Juden. Seine Mutter starb an den Folgen einer illegalen Abtreibung, als er 18 Monate alt war. Seinen Vater verlor der damals Vierjährige nach einem Unfall. Er wuchs dann bei seinen beiden Onkeln Leib und Abraham in Moskau auf.

Nach Angaben eines israelischen Behördensprechers hat Abramowitsch seinen Antrag in der israelischen Botschaft in Moskau gestellt. Nach Prüfung der Dokumente sei ihm die Einreise gestattet worden; wann genau der Antrag abgegeben wurde, darüber wurden keine Angaben gemacht. Laut Medienberichten soll das im April geschehen sein, nachdem in diesem Monat sein bisheriges Visum in Großbritannien nicht erneuert worden war. Der Milliardär hatte dort in den vergangenen Jahren ein für Investoren vorgesehenes Visum bekommen, das zuletzt 2015 erneuert worden war.

Nach dem Giftanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Julia hatte Großbritannien erklärt, eine härtere Linie gegenüber den russischen Oligarchen, die sich im Land aufhalten, zu verfolgen. Laut britischen Medienberichten ist es bei der Bearbeitung seines Antrags zu Verzögerungen gekommen, es hat noch keine Entscheidung über Zustimmung oder Ablehnung gegeben. Der Besitzer des Fußballclubs Chelsea, der normalerweise fast kein Spiel seines Vereins versäumt, war jedenfalls nicht auf der Tribüne des Wembley Stadions am 19. Mai, als Chelsea gegen Manchester United 1:0 gewann.

Mit einem israelischen Pass kann Abramowitsch nun nach Großbritannien ohne Visum einreisen und bis zu sechs Monaten bleiben. Russische Staatsbürger brauchen dagegen ein Visum, das sie vor ihrer Abreise beantragen müssen.

In Israel ist er nun der reichste Bürger, dessen Vermögen von Forbes auf mehr als zwölf Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Der Russe, der sein Geld nach dem Niedergang der Sowjetunion vor allem im Ölgeschäft gemacht hat, muss als neuer Staatsbürger in Israel in den nächsten zehn Jahren keine Steuer auf Einkommen zahlen, das außerhalb des Landes erwirtschaftet wird. Er muss auch nicht die Quellen seiner Einnahmen offenlegen, was er dem Vernehmen nach in Großbritannien bei der Erneuerung seines Visum machen hätte müssen. Offiziell hat Abramowitsch noch einen Wohnsitz auf den Kanalinseln, die als Steueroasen gelten.

Lange Zeit galt Abramowitsch als wichtigster Oligarch im Umfeld von Russlands Präsident Wladimir Putin. Er soll beim Machtwechsel von Ex-Präsident Boris Jelzin zu Putin im Jahr 2000 mitgeholfen haben. Die britischen Autoren Dominic Midgley und Chris Hutchins behaupten in ihrer Biografie "Der Milliardär aus dem Nichts", Abramowitsch habe Einfluss auf die Auswahl der Regierungsmitglieder gehabt. Von Dezember 2000 bis Juli 2008 war Abramowitsch Gouverneur der Region Tschukotka. Laut laut russischem Recht ist mit dieser Position strafrechtliche Immunität verbunden.

In den vergangenen Jahren hielt sich der zweifach geschiedene Vater von insgesamt sieben Kindern vor allem in London auf. 2003 erwarb er den Fußballclub Chelsea für 210 Millionen Euro, weitere 764 Millionen soll er investiert haben. Auch in Israel war er häufiger. Er kaufte der Hollywood-Schauspielerin Gal Gadot ein ehemaliges Hotel im Tel Aviver Stadtteil Neve Zedek ab, das er aufwendig renovieren ließ.

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