Seeed-Musiker gestorben:Demba Nabé war ein sehr privater Popstar

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Demba Nabé war mit "Seeed" sehr erfolgreich, machte sich aber nie zur öffentlichen Figur. (Foto: imago/Martin Müller)

Er gab dem Berliner Reggae- und Dancehall-Kollektiv "Seeed" seinen Klang und ließ am liebsten die Musik für sich sprechen.

Nachruf von Jan Kedves

Wenn man den Bass und die Beats nur laut genug aufdreht, dann kommen die Menschen schon zusammen, und seien sie noch so verschieden. Dieser Glaube an die verbindende Kraft der Musik und des Grooves war Grundlage des Schaffens von Demba Nabé. Der afrodeutsche Sänger wurde bekannt als einer der drei Frontmänner des elfköpfigen Berliner Reggae- und Dancehall-Kollektivs Seeed, neben Peter Fox und Frank Dellé.

Mit ihrer Single "Ding" gewannen Seeed 2006 Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest", mit dem vierten Album "Seeed" feierten sie 2012 einen Nummer-1-Erfolg in den deutschen Albumcharts. Die Vertonung des Berliner Melting Pots, mit vielleicht ein wenig THC zur spirituellen Beflügelung, das war der Seeed-Sound. Nabé ging mit der Gruppe weltweit auf Tour, in Afrika und Frankreich. Er selbst blieb dabei ein sehr privater Popstar.

Dass er 1972 in Berlin-Buch, also noch in der DDR, geboren worden war und sich auch malerisch betätigte, dass er Albencover gestaltete und seine Zeichnungen ausstellte, so viel ist bekannt. Viel mehr aber auch nicht. Nabé machte sich nie zur öffentlichen Figur. Lieber ließ er seine Musik für sich sprechen. Von 2007 an konzentrierte er sich auf sein englischsprachiges Soloprojekt Boundzound, das er mit dem Berliner Hit-Produktionsteam The Krauts produzierte. Boundzound war ein Projekt, das den Dancehall-Sound von Seeed für weitere Einflüsse öffnete - aus dem Blues, dem Hip-Hop, der elektronischen Clubmusik und afrikanischen Musikstilen.

Die Single "Louder" wurde zum Hit. Mit ihr stand Boundzound schon vor zehn Jahren für das rundum globalisierte Pop-Verständnis, für das heute Figuren wie der amerikanische DJ Diplo gefeiert werden. Nabé sang in jamaikanisch inspiriertem Patois, das letztlich doch sein ganz eigenes Berliner Patois wurde - wie in der Boundzound-Single "Stay Alive", in der es heißt: "We stay alive, even if we die." Am Donnerstag ist Nabé in Berlin im Alter von 46 Jahren gestorben.

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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