Trump und G 7:Den Egomanen ernst nehmen

US-Präsident Donald Trump auf einer Veranstaltung in Nashville, Tennessee.

Setzt die bestehende Weltordnung auf's Spiel: der Egomane im Weißen Haus

(Foto: AFP)

Vor dem G-7-Gipfel positionieren sich Deutschland, Frankreich und Kanada klar gegen Trump. Das ist gut, denn der US-Präsident scheint den Westen zerstören zu wollen.

Kommentar von Stefan Ulrich

Wäre die Regierung Trump eine normale Regierung, so müsste man jetzt sagen: Das war's mit dem Westen. Denn auf die Frage, ob sich die USA an Entscheidungen der Welthandelsorganisation halten werden, sagte Larry Kudlow, der Wirtschaftsberater im Weißen Haus: "Multinationale internationale Organisationen werden nicht die amerikanische Politik bestimmen."

Und US-Präsident Donald Trump selbst kündigte an, das Treffen in Québec bereits am Samstag wieder zu verlassen. Im Klartext heißt das: Die Vereinigten Staaten wollen sich nicht mehr an Regeln halten, die sie selbst mit vereinbart haben. Das Völkerrecht und der Multilateralismus - also das gemeinsame, gleichberechtigte Lösen von Problemen - wären demnach für Washington obsolet. Die Basis der westlichen Nachkriegswelt, gebaut auf Pluralismus und Rechtsstaat, auf Solidarität, Vertrauen und Zusammenarbeit im Interesse aller wäre zerbröckelt.

Die Freiheit der Welt scheint den Herrschenden in Washington plötzlich egal zu sein

Nun ist die Regierung Trump jedoch keine normale Regierung, sie handelt nach der Adenauer'schen Devise: Was geht uns unser Geschwätz von gestern an. In diesem Fall bestätigen jedoch die Taten Donald Trumps die Worte. Sein Ausstieg aus dem Klimaschutzschutzvertrag von Paris und aus dem Iran-Abkommen sowie seine offensichtlich rechtswidrigen Strafzölle auch gegen engste Verbündete wie Deutschland, Frankreich und Kanada zeigen: Der Präsident muss ernst genommen werden mit seinem Plan, den Westen zu zerstören.

Einst sah sich Amerika als das Land der Freien, das die Freiheit in der ganzen Welt hochhalten wollte - auch wenn seine Taten dem immer wieder widersprachen. Immerhin haben die USA dafür gesorgt, dass der Westen und weitere Regionen jahrzehntelang in Freiheit leben konnten und nicht unter die Knute der Sowjetunion gerieten. Den heute in Washington Herrschenden scheint die Freiheit der Welt dagegen egal zu sein. Sie interessiert bloß das wirtschaftliche Wohl der USA. Die Schutzmacht des Westens wird von einem Egomanen mit Krämerseele geführt. So ist sie keine Schutzmacht mehr.

Nun könnte Trump bald wieder Geschichte sein. Er könnte aber auch wiedergewählt werden. Und wer garantiert, dass in den USA nicht eine noch schlimmere Gestalt an die Macht kommt? Die demokratischen Staaten der Erde, die sich dem sogenannten westlichen Modell verpflichtet fühlen, müssen sich vorbereiten, es auch ohne - oder sogar gegen - Amerika zu verteidigen.

Immer mehr Regierungen erkennen das und beginnen, danach zu handeln. Vor dem G-7-Gipfel in Kanada, der heute beginnt, haben sich der kanadische Premier Justin Trudeau, der französische Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel klar und kämpferisch gegen den Zerstörer Trump positioniert. Die Zeit der Ängstlichkeit und des Kleinmuts scheint vorbei zu sein.

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