Lebensmittel:Vorgeschnittene Früchte: Praktisch, aber gefährlich

Cut fruit for sale are pictured inside a Whole Foods Market in the Manhattan borough of New York City

Sieht appetitlich aus, gleicht aber einer Einladung an Bakterien: vorgeschnittenes Obst.

(Foto: Carlo Allegri/Reuters)
  • Zuletzt infizierten sich in den USA 60 Menschen durch Melonen mit Salmonellen.
  • Zuvor waren mehr als 200 Menschen an vermeintlich verzehrfertigem Salat erkrankt, der mit Ehec-Erregern verseucht war.
  • Die Fertigprodukte sind besonders anfällig für Verkeimungen, gute Kühlung ist wichtig.

Von Kathrin Zinkant

Vermutlich hatten sich die fünf Dutzend Amerikaner nur etwas Gutes tun wollen. Mehrere Portionen frisches Obst am Tag gelten schließlich als gesund. Und die Supermärkte machen es einem ja heute leicht: Fertig geschnittene Melone zum Beispiel gibt es in den USA in großen Plastikschalen zu kaufen, man muss nur noch die Gabel reinstecken und essen. So wird die ausgewogene Ernährung zum Kinderspiel. Zumindest denkt man das.

Doch für 60 Menschen in den Vereinigten Staaten ist der vermeintlich gesunde Genuss von Melone nun ganz anders ausgegangen, nämlich mit einer schweren Salmonelleninfektion. Wie sowohl die US-Lebensmittel-, als auch die US-Seuchenbehörde berichten, führte die Suche nach der Ursache der Infektionen zu den vorgeschnittenen Obstprodukten des Herstellers Caito Foods aus Indianapolis. Die Food and Drug Administration (FDA) warnt, dass die fraglichen Produkte nach wie vor in den Verkaufsregalen ausliegen und erhältlich sind, obwohl einige Chargen bereits Mitte April verpackt und ausgeliefert worden waren.

Der aktuelle Ausbruch in den USA reiht sich nahtlos an eine Keimepisode mit vermeintlich frischem Salat, in deren Verlauf es sogar Tote gab. Über mehrere Wochen hatte zumeist vorgeschnittener, in Tüten verkaufter Romana-Salat aus der Anbauregion Yuma in Arizona die Gesundheitsbehörden auf Trab gehalten, weil er mit gefährlichen E.coli-Bakterien, sogenannten Ehec-Erregern, kontaminiert war. 200 Menschen erkrankten, ein Teil von ihnen sogar am sogenannten hämolytischen-urämischen Syndrom (HUS), das zu Nierenversagen und neurologischen Komplikationen führen kann.

Aus den zerkleinerten Blättern tritt nährreiche Flüssigkeit aus, auf der sich Bakterien vermehren

Das erinnert an den Ausbruch eines ähnlichen Erregers 2011 in Deutschland, in dessen Verlauf mehr als 3800 Menschen erkrankten und 53 starben - ebenfalls an den schweren Komplikationen der Infektion. Forscher gehen davon aus, dass sich die Bakterien damals über frische Sprossen aus Bockshornkleesamen verbreitet hatten. Auch solche Lebensmittel müssen gründlich gereinigt werden, da von den gefährlichen Darmkeimen oft schon sehr geringe Mengen für eine Ansteckung ausreichen.

Doch der Hang zur Bequemlichkeit wird auch in Deutschland nicht kleiner, im Gegenteil. Seit der Ehec-Epidemie hat das Angebot an "frisch geschnittenen", verzehrfertigen Lebensmitteln in deutschen Supermärkten eher noch zugenommen. Neben einer Vielzahl von Salaten aus der Tüte, die ohne jeden Umweg über Waschbecken und Salatschleuder direkt in die Schüssel gefüllt und mit Dressing vermischt werden können, bieten viele Frischeabteilungen inzwischen auch mundgerecht geschnittene Melonen, Ananas, Mangos und Obstmischungen zum direkten Konsum aus Plastikbechern an. Auch fertig geschälte und geschnittene Möhren- und Selleriesticks in versiegelten Tütchen oder fertige Smoothies laden zum erfreulich einfachen Gesundheitssnack ein.

Dabei ist längst bekannt, dass diese Arten von Lebensmitteln besonders anfällig für die Verkeimung sind, da sie erstens roh verzehrt werden und zweitens aus den Schnittflächen von Salat und Früchten nährstoffreiche Flüssigkeit austritt. Und in dieser Nährlösung können Bakterien besonders schnell wachsen.

Auf Anfrage verweist das Bundesinstitut für Risikobewertung aber lediglich auf eine Mitteilung aus dem vergangenen Sommer: Darin hatten die Experten des BfR vor "Gras- und Blattprodukten" gewarnt. In biologisch angebauten Nahrungsmitteln aus Gräsern seien für Menschen gefährliche E.coli-Bakterien nachgewiesen worden. Alle geschnittenen, aber auch gemixte Produkte wie Smoothies sollten nach dem Kauf konsequent bei Temperaturen von höchstens sieben Grad Celsius aufbewahrt und rasch verzehrt werden. Blattprodukte müssten vor dem Rohverzehr stets gründlich gewaschen und schnell verbraucht werden.

Der wohl wichtigste Tipp der Risikobewerter aber lässt sich ohne ein paar Handgriffe in der Küche eben doch nicht bewerkstelligen: Salate und Früchte werden in den meisten Supermärkten nämlich immer noch am Stück verkauft. Sie selbst sorgfältig zu putzen, zu waschen, gegebenenfalls zu schälen und dann auch noch zu schneiden mag der To-go-Mentalität vieler Konsumenten etwas entgegenstehen. Aber wenigstens weiß man dann auch ohne Mikroskop, ob das eigene Essen sauber ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: