Football:Zu dünn besetzt

Football: Auch er konnte die Niederlage nicht abwenden: Münchens Runningback Darrell Tate II.

Auch er konnte die Niederlage nicht abwenden: Münchens Runningback Darrell Tate II.

(Foto: Claus Schunk)

Die Munich Cowboys unterliegen den Ingolstadt Dukes deutlich. Für die Münchner wird es nach der vierten Niederlage im vierten Spiel nun schwierig, den Klassenverbleib in der Bundesliga zu schaffen.

Von Christoph Leischwitz

Einer der großen Unterschiede zwischen den beiden Mannschaften wurde schon vor dem Spiel deutlich. Während die Munich Cowboys an der Seitenlinie warteten, fuhr der Chef der Ingolstadt Dukes mit einem Auto des Sponsors aufs Feld, stieg aus und winkte den Fans zu. "Total unnötig" fand das der Präsident der Cowboys, Werner Maier, kein Auto außer einem Krankenwagen habe auf einem Footballfeld etwas verloren. Aber er hatte auch ein Stückweit Verständnis für die Show, die in diesem Sport eben dazugehöre, und erlaubte sich einen kleinen Seitenhieb: Eine Anzeigetafel mit Uhr gebe es im Stadion der Ingolstädter nun ja auch. Neben dem In-Szene-setzen, einem kleinen Feuerwerk vor dem Spiel und dem Auftritt von Böllerschützen und Goaßlschnalzern sei es doch "schön", wenn zum oberbayerischen Derby auch "die Standards umgesetzt werden".

Für München wird es schwierig, in der Bundesliga zu bleiben

Was nach dem Spiel auf dieser Anzeigetafel zu lesen war, gefiel den Cowboys jedoch nicht. Die 21:44-Niederlage im Bundesliga-Duell bei den Dukes war sogar noch haarsträubender gewesen, als es sich liest. "Da gibt es nichts schönzureden, das war demoralisierend", sagt Maier. Zumal die drei Münchner Touchdowns erst gegen Ende der Partie gelangen, als beide Mannschaften schon Ersatzspieler aufs Feld geschickt hatten, um sie Erfahrung sammeln zu lassen. Etwas demütigend war auch, dass wiederum drei Ingolstädter Touchdowns von ehemaligen Cowboys erzielt wurden, einer von Routinier Dominique Kandolo, zwei von Passempfänger Lorenz Regler. Der Dukes-Roster ist gespickt mit Ex-Münchnern, die bei den Dukes entweder eine bessere Aufwandsentschädigung erhalten oder dort eine bessere sportliche Perspektive sahen - oder beides.

Die Dukes waren mit ihrem Saisonstart nicht zufrieden gewesen. Und so hatten sie mal eben in Daniel Petersen noch einen US-Abwehrspieler verpflichtet, der in wichtigen Partien den Unterschied machen kann, so auch gegen die Cowboys. Diese wiederum dachten eigentlich, sie wären schon etwas weiter in ihrer Entwicklung, die Klatsche vom vergangenen Samstag war auch deshalb so heftig, weil sie überraschend kam. So steht das Team schon kurz nach dem Saisonstart am Tabellenende. Die Südstaffel der German Football League beheimatet seit der aktuellen Saison nicht weniger als vier bayerische Mannschaften. Das Traditionsteam aus der Landeshauptstadt wird es mit vier Niederlagen aus vier Spielen schwer haben, noch die Playoffs zu erreichen. Fast genauso schwer wiegt aber, dass die anderen bayerischen Teams vor ihnen stehen. Selbst den Kirchdorf Wildcats, Aufsteiger und krasser Außenseiter, gelang in Ingolstadt ein überraschendes Unentschieden.

So deprimierend die Niederlage gegen Ingolstadt auch war, der Optimismus ist nicht aufgebraucht. Dank einer verbesserten Sponsorenlage sieht es bei den Cowboys besser aus als früher. Maier kündigt an, noch nachlegen zu wollen: Ein flexibler Offensivspieler soll verpflichtet werden. Wohl einer, der als Runningback spielen kann, dort sind die Cowboys dünn besetzt. Teils wegen Verletzungen, aber auch wegen des Weggangs von Benedikt Nikpalj. Der athletische Football-Seiteneinsteiger hatte den Cowboys stets helfen können, vor allem, weil er schneller als alle anderen Spieler ist. Doch der Anschieber der kroatischen Zweier- und Viererbobs bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang hat laut Maier beschlossen, sich auf seine professionelle Bob-Karriere zu konzentrieren.

Auch ein neuer Quarterback muss her, weil sich in Jari Koperski der Ersatzmann verletzt hat. Sollte ein US-Amerikaner kommen und sich als Glücksgriff erweisen, könnte auch die Position des Stamm-Spielmachers Trenton Miller wackeln. Zumindest im Spielbericht der Dukes wird Millers Leistung als "schwach" bezeichnet. Aber womöglich war das auch nur einer jener Seitenhiebe, die zwischen den Teams üblich sind.

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