Platznot in der Verwaltung:Rathaus mit Blick auf die Amper

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Dachauer Stadträte favorisieren für den Erweiterungsbau das Wiesböck-Anwesen, das derzeit als großer Parkplatz dient. Die Pläne für den Max-Mannheimer-Platz werden vorerst nicht weiter verfolgt

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Dachauer suchen weiterhin nach einer Erweiterungsmöglichkeit für ihr Rathaus. Der von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) favorisierte Standort am Max-Mannheimer-Platz ist im Haupt- und Finanzausschuss durchgefallen. Das sonst fast immer Hartmann-treue Bündnis für Dachau und auch der Grüne Thomas Kreß gingen der SPD von der Fahne und stellten sich fest an die Seite der CSU. Alle drei Fraktionen bevorzugen deutlich das Wiesböck-Anwesen, das schräg gegenüber an der Amper liegt und derzeit als Parkplatz auch für Besucher des Gasthauses Drei Rosen dient. Beide Grundstücke gehören der Stadt.

Einig sind sich alle darin, dass das Wiesböck-Anwesen eine 1A-Lage hat. Schon deshalb will Florian Hartmann es lieber für einen besseren Zweck aufbewahren. "Was gibt es schöneres und repräsentativeres für eine Stadt als ihr Rathaus?", sagt hingegen Sabine Geißler. Ihre Fraktion, zu der auch Architekt Kai Kühnel gehört, verbindet mit der Idee zum Rathausneubau eine ansprechende Gestaltung des Platzes, zum Beispiel mit Terrassen, die zur Amper hin abfallen. "Die Amper könnte hier endlich erlebbar werden", sagt Geißler. Dafür ist sie als Umweltreferentin bereit, über die 20 Meter Abstandsfläche, die eigentlich zum Ufer gehalten werden sollen, zu verhandeln. "Das muss man flexibel sehen." Die 20 Meter Grünstreifen am Ufer sind eine Vorgabe aus der Rahmenplanung Grün-Blau. Zudem geht das Bündnis davon aus, dass eine Tiefgarage auf dem Wiesböck-Anwesen wegen des Geländeschwungs günstiger kommt als am Mannheimer-Platz.

Die Mehrheit im Haupt- und Finanzausschuss des Dachauer Stadtrats plädiert für das Wiesböck-Anwesen als Standort für die Rathauserweiterung. (Foto: Toni Heigl)

"Für den Mannheimer-Platz ist so ein Gebäude zu massiv", kritisiert Florian Schiller (CSU). Das parkähnliche Gelände würde verbaut, die Schule verschattet, zudem sei die Zufahrt überhaupt nicht geregelt. Die Fahrt über den Oberanger sei viel zu eng, über die Münchner Straße wegen des starken Verkehrs kaum möglich. Die Machbarkeitsstudie sieht ein Gebäude mit vier Obergeschossen und zwei Untergeschossen für die Tiefgarage vor. Thomas Kreß (Grüne) erklärte, es "tut weh, wenn der Max-Mannheimer-Platz zum Max-Mannheimer-Parkplatz" würde. Er wies jedoch auch darauf hin, dass die Hochwassergefahr auf beiden Geländen wahrscheinlich vergleichbar sei.

Kommentar
:Zeit für Kompromisse

Sollte das Wiesböck-Anwesen für das neue Rathaus nicht geeignet sein, sollten die Gegner sich auf den Mannheimer-Platz einlassen

Von Viktoria Großmann

Ebenso wie die Frage der Zufahrten und Stellplätze. Auf dem Wiesböck-Anwesen müssten sogar noch mehr untergebracht werden, weil die bestehenden nicht wegfallen dürfen. Edgar Forster (FW) sprach sich für den Mannheimer-Platz aus, er sah die Chance, das Gebäude der Artothek, diesen "häßlichen Betonschlupfen", wie er ihn nannte, durch etwas Schöneres zu ersetzen. Die Artothek würde in das neue Gebäude integriert werden. Zudem könnten entweder das Bauamt oder das Amt für Soziales und Jugend zusammen mit dem Bürgerbüro im Erweiterungsneubau Platz finden.

Notdürftig verschönert: Die Artothek, die jetzt im laut Stadtrat Forster "häßlichen Betonschlupfen" untergebracht ist, sollte in das neue Rathausgebäude am Max-Mannheimer-Platz integriert werden. (Foto: Toni Heigl)

Auch FDP-Stadtrat Jürgen Seidl mahnte, endlich "zu Potte zu kommen".

Die SPD-Fraktion wollte sich darauf einlassen, beide Varianten zu prüfen und auch Sabine Geißler gibt sich kompromissbereit. Sofern das Wiesböck-Anwesen nicht geeignet sei, sei der Mannheimer-Platz die zweite Wahl. Florian Schiller hingegen schließt diese Variante kategorisch aus. Die Verwaltung wird nun prüfen, inwiefern das Wiesböck-Grundstück geeignet ist. Die Pläne für den Mannheimer-Platz werden zunächst nicht weiter verfolgt.

Über einen Erweiterungsbau für das Rathaus wird seit vielen Jahren diskutiert. Die SPD hätte gern das Rössler-Anwesen in der Altstadt gehabt, doch die Stadt wurde überboten. Das städtische Grundstück am Karlsberg zu bebauen käme wegen der Hanglage sehr teuer. Ein Standort an der Post wurde vor Jahren ausgeschlossen.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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