Gymnasium:Ismaning hat sich verkalkuliert

Gymnasium: Das Ismaninger Gymnasium in dem ehemaligen Tagungshotel ist seit diesem Schuljahr in Betrieb, aber noch lange nicht fertig.

Das Ismaninger Gymnasium in dem ehemaligen Tagungshotel ist seit diesem Schuljahr in Betrieb, aber noch lange nicht fertig.

(Foto: Stefan Rumpf)

Die neue Sporthalle wird rund eine Million Euro teurer. Der Gemeinderat stimmt widerstrebend zu. Auch beim Umbau des Schulhauses selbst steigen die Kosten - Schuld sind Mängel.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

100 Schüler wollen im September am Ismaninger Seidl-Kreuz-Weg ihre Gymnasiallaufbahn starten, 60 weitere haben sich für die Vorläuferklassen des Gymnasiums in Unterföhring gemeldet und werden ebenfalls erst einmal nach Ismaning kommen. Seit das neue Gymnasium zum Schuljahresbeginn 2017/18 in seinem eigenen Domizil den Betrieb aufgenommen hat, werden die Prognosen ständig nach oben korrigiert.

Inzwischen rechnet die Gemeinde mit bis zu 1200 Schülern, die einmal das zur Schule umgebaute ehemalige Tagungshotel besuchen sollen. Das Gymnasium ist das Ismaninger Prestigeobjekt der jüngeren Zeit, hinter dem Kommunalpolitiker und Gemeinderat stets geschlossen standen. Nun aber gibt es Streit - ums Geld.

Auslöser sind die Kosten für die Baumeisterarbeiten der geplanten neuen Sporthalle für die Gymnasiasten, die an der Aschheimer Straße entstehen soll. Diese sind um rund eine Million Euro höher, als die Gemeinde bislang kalkuliert hat. Bei einer EU-weiten Ausschreibung belief sich das günstigste Angebot auf knapp 4,4 Millionen Euro, wie Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) den Gemeinderäten am Donnerstag erklärte. Das sei leider kein Einzelfall.

Volle Auftragsbücher

Viele Kommunen bekommen den aktuellen Bauboom zu spüren. Die Auftragsbücher der Firmen sind voll, der Konkurrenzdruck unter den Auftraggebern demzufolge hoch. Das Ergebnis: "Wir bekommen kaum Angebote und wenn, dann sind sie oft sehr teuer", so Greulich. Aus Sicht des Bürgermeisters ist die öffentliche Hand zudem für Bauunternehmen unattraktiver als ein Privatkunde, weil öffentliche Aufträge mit zahlreichen vergaberechtlichen Vorgaben verbunden sind. "So sind wir nicht wettbewerbsfähig", sagt Greulich.

Die Gemeinderatsmitglieder zeigten sich alles andere als erfreut über die unerwartete Kostenmehrung, hatte man doch mit Blick auf die vielen Parallelausgaben und weitere anstehende Bauprojekte die Kosten für die Sporthalle jüngst erst auf 20 Millionen Euro zusammengestrichen. Dafür verzichtet man unter anderem auf eine Tiefgarage unter der Halle. Rudi Essigkrug, langjähriger Fraktionssprecher der Freien Wählergemeinschaft, erhob scharfe Kritik und forderte, die Entscheidung zu vertagen; die Gemeinde müsse auf ihre Finanzen achten. Dem trat der Bürgermeister entschieden entgegen.

Das Vergaberecht verpflichte die Gemeinde, in dem Fall dem günstigsten Bieter den Auftrag zu erteilen, wenn keine Ausnahmegründe vorliegen. Außerdem warnte er vor einer Verzögerung des gesamten Projekts. Das wäre "verantwortungslos, darunter müsste die ganze Ismaninger Schulfamilie leiden", so Greulich.

Die Sportflächen in Ismaning reichen längst nicht für die aktuelle Nachfrage. Schulen und Vereine warten sehnsüchtig auf die für 2019 geplante Eröffnung der neuen Sporthalle. Bis dahin müssen sich die Realschule, die Mittelschule und das Gymnasium die Zeiten in der Osterfeldhalle teilen. Zähneknirschend stimmten die Ratsmitglieder am Ende der Auftragsvergabe zu. Die Projektsteuerer sollen angehalten werden, nach weiteren Einsparmöglichkeiten zu suchen, damit der Rahmen von 20 Millionen Euro weiterhin hält.

Denn auch beim Umbau des Schulhauses muss die Kommune tiefer in die Tasche greifen, als ursprünglich geplant. Etwa 40 Millionen dürften es inzwischen sein, 20 waren einmal veranschlagt. Beim Umbau des einstigen Tagungshotels kamen unerwartete Mängel zum Vorschein, die Statik, der Brandschutz, Wasserschäden. Von "Kuckuckseiern" spricht Bürgermeister Greulich. Böse Vermutungen kursieren, von zurückliegendem Pfusch am Bau ist die Rede. Bei der Statik hat der Verkäufer 2014 außerdem offenbar nicht alle Unterlagen vollständig vorgelegt. Natürlich, sagt Greulich, "fühlen wir uns getäuscht". Aber juristisch sei es wohl aussichtslos, vorsätzliche Vergehen nachzuweisen, sagt der Bürgermeister, der selbst Fachanwalt für Baurecht ist.

Auch seinem Amtsvorgänger Michael Sedlmair (FWG), der als Krönung seiner 24-jährigen Amtszeit den Kauf des Commundo-Hotels 2014 besiegelte, will Greulich keinen Vorwurf machen. "Wir hatten damals keinen Anlass zum Zweifel." Trotz der vielen bösen Überraschungen verteidigt der Bürgermeister die Entscheidung: "Die Lage ist ideal und auch finanziell ist unser Gymnasium im Vergleich zu anderen Neubauten absolut darstellbar."

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