Drogenkonsum:Kanada legalisiert Cannabis

Demonstration für Legalisierung von Cannabis in Kanada

Marihuana statt Ahornblatt: Kiffen ist jetzt in Kanada erlaubt, dieser Entwurf der Nationalflagge wird aber vermutlich nicht übernommen.

(Foto: AFP)
  • Als erstes führendes Industrieland der Welt hat Kanada den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert.
  • Volljährige dürfen künftig straffrei kleinere Mengen von Cannabis besitzen und konsumieren.
  • Die Kanadier müssen aber noch einige Wochen warten, bis sie legal Marihuana kaufen können.

"Es war zu leicht für unsere Kinder, an Marihuana heranzukommen - und für Kriminelle, daraus Profit zu schlagen. Heute ändern wir das": So kommentiert Kanadas Premierminister Justin Trudeau eine historische Entscheidung des Parlaments in Ottawa: Als erstes führendes Industrieland der Welt hat Kanada den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert. Der Senat des flächenmäßig zweitgrößten Landes der Erde stimmte am Dienstagabend (Ortszeit) in letzter Lesung dem Gesetz zu.

Zuvor war das Gesetz mehrfach zwischen Senat und Unterhaus hin und her gegangen. Die Legalisierung von Cannabis war 2015 ein Wahlkampfversprechen von Trudeau gewesen, der eigentlich den 1. Juli als Stichtag anvisiert hatte. Der Senat hatte allerdings mehr Zeit für Beratungen gefordert. Nach der Verabschiedung müssen Trudeau und sein Kabinett nun ein neues offizielles Startdatum innerhalb der kommenden acht bis zwölf Wochen festlegen. Ab dann dürfen Volljährige straffrei kleinere Mengen von Cannabis für den Privatgebrauch besitzen und die auch konsumieren.

Die kanadische Regierung war den Empfehlungen einer Kommission zum Cannabiskonsum gefolgt, nach denen Erwachsenen künftig erlaubt werden soll, bis zu 30 Gramm Gras bei sich zu tragen und vier Pflanzen zu besitzen. Zudem wurde empfohlen, Marihuana nicht in denselben Geschäften wie Alkohol und Tabak zu verkaufen.

Kontrovers diskutiert wurde das erlaubte Mindestalter, das je nach Provinz bei 18 oder 19 liegen wird. Fürsprecher hatten argumentiert, eine Altersgrenze von 21 sei ein Türöffner für Kriminelle, die Cannabis an eine jüngere Zielgruppe verkaufen wollten. Konservative Politiker äußerten sich dagegen kritisch. Senator Leo Housakos sagte, wer sich als junger Mensch von Marihuana ferngehalten habe, weil es illegal gewesen sei, bei dem verstärke sich jetzt vermutlich die Neigung dazu, es doch zu nehmen.

Der unabhängige Senator Tony Dean, der die Vorlage in den Senat gebracht hatte, nannte das Votum historisch. Es beende 90 Jahre Strafverfolgung von Cannabis im Land, "90 Jahre unnötiger Kriminalisierung, 90 Jahre, in denen der Einfach-Nein-Sagen-Ansatz zu Drogen nicht funktioniert hat."

2014 hatte Uruguay als weltweit erster Staat Anbau und Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle erlaubt. Auch in einigen US-Bundesstaaten ist Cannabis legal. In einigen anderen Ländern wie den Niederlanden werden Anbau und Verkauf teils geduldet, in anderen wie beispielsweise Malaysia jedoch hart bestraft.

In Deutschland gelten Cannabis-Produkte als illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel sind verboten. Für Gelegenheitskiffer kennt das Gesetz die Untergrenze der "geringen Menge" zum Eigenverbrauch. Die Staatsanwaltschaft kann dann von einer Strafverfolgung absehen. Ausnahmen gibt es für Menschen, die Cannabis zur Schmerztherapie einnehmen dürften.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: