Kommentar:Was Bürgersinn vermag

Das Badehaus Föhrenwald wird ein großartiger Erinnerungsort werden

Von Felicitas Amler

Tief bewegend, mitreißend und - ja, auch das: zum Heulen schön. Das Badehaus Waldram-Föhrenwald wird nach allem, was bisher an Eindrücken wahrzunehmen ist, ein großartiger Erinnerungs- und Begegnungsort werden. Der Trägerverein hat in den vergangenen sechs Jahren bewiesen, was bürgerschaftliches Engagement leisten kann. Er hat das Haus gerettet, das Erzbischöfliche Ordinariat überzeugt, es für die Geschichtsarbeit zur Verfügung zu stellen, und große Zuschussbeträge aus vielerlei Quellen aufgebracht. Nun, da erste Zeitzeugen-Gespräche zu hören, filmische Impressionen zu sehen und neue Erkenntnisse zu gewinnen sind, ist die Bedeutung dieser Initiative noch stärker zu spüren. Ja, man konnte als Besucher der Mitgliederversammlung sogar auf den Gedanken kommen: Vielleicht war es am Ende ganz gut, dass sich nicht die öffentliche Hand dieses authentischen Orts der Zeitgeschichte angenommen hat. Wer weiß, ob so viel Herzblut in das Projekt geflossen wäre.

Kommunale und staatliche Stellen unterstützen das Vorhaben zwar. Dennoch bleibt festzuhalten: Ohne die Bürger wäre im ehemaligen Föhrenwald wenig zustande gekommen. Im Gegenteil. Lange Zeit sei dieser Ort "total totgeschwiegen" worden, so sagt die Waldramerin Maria Mannes in einem der Zeitzeugen-Gespräche. Und Rachel Salamander, die in ihrer Kindheit dort gelebt hat, ist froh, dass Föhrenwald endlich nicht mehr "nur von einer Seite" - der jüdischen - wahrgenommen wird.

Bei der feierlichen Eröffnung des Erinnerungsorts Badehaus, wie das Projekt nun offiziell heißt, werden sich gewiss viele dazu bekennen. Der Verein aber wird auch in Zukunft mehr als ideelle Unterstützung brauchen. Lokalpolitiker etwa könnten auf die Idee kommen, sich der Öffnung des Hauses anzunehmen. Denn für Aufsichtspersonal ist bisher kein Geld vorhanden. Oder soll auch dies noch ehrenamtlich geleistet werden?

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