Bestattungen:Friedhof zu teuer: Gilchinger lassen sich in Germering beerdigen

Gilching Argelsried, Friedhof

Der Argelsrieder Friedhof ist weitläufig - und die Gräber sind teurer als in anderen Gemeinden. Das beunruhigt Lokalpolitiker und Einwohner.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Gemeinderat diskutiert über eine erneute Erhöhung der Grabgebühren. In der Nachbarstadt liegen sie jetzt schon um ein Drittel niedriger.

Von Christian Deussing, Gilching

Das Sterben in Gilching wird immer teurer. Denn nach einer neuen Kalkulation des Kommunalen Prüfungsverbandes müsste die Gemeinde ihre Gebühren erneut erhöhen, um noch die Kosten zu decken. Allerdings hinterfragten nun die Gemeinderäte, warum Gilchinger Grabgebühren umso viel höher seien als in anderen Orten und Gemeinden der Region. "Wir sind jetzt schon trauriger Spitzenreiter und nun noch draufzusatteln, wäre unsozial", ärgerte sich Thomas Reich, Sprecher der Freien Wähler, am Dienstag in der Ratssitzung. Befürchtet wird, dass sich noch mehr Hinterbliebene umorientieren und woanders Grabstätten aussuchen oder sie einfach auflösen.

Die Tendenz gebe es leider bereits, warnt Rosmarie Brosig (BfG). So werde oftmals zum Beispiel der Waldfriedhof in Germering bevorzugt, weil es dort "um ein Drittel billiger" sei, berichtet die Gemeinderätin. Sie vermutet, dass zudem der neue parkähnliche Bereich des Argelsrieder Friedhofs zu groß und deutlich unterbelegt sei. Das dürfe man "aber nicht Grabbesitzern aufrechnen", betont Brosig. Das Thema treibt auch andere Lokalpolitiker um, etwa Harald Schwab von der CSU-Fraktion. Er wundert sich überdies, dass die Gemeinde 113 000 Euro jährlich für zwei Gärtner in 3000 Arbeitsstunden ausgebe. Er fragt sich auch, was die Angabe mit den 83 000 Euro als "innere Verrechnungen" in dem Gutachten zu den Friedhofsgebühren bedeute. Das seien unter anderem Verbuchungen und Kosten aus der Verwaltungsleitung, versuchte Kämmerin Christina Kaelcke-Gröger dem Gremium zu erläutern. Das rief erneut FW-Sprecher Reich, den früheren Bürgermeister, auf den Plan. Es sei schon verwunderlich, dass "Anteile des geschäftsführenden Beamten in die Friedhofsgebühren eingerechnet" würden. Reich fordert die Verwaltung auf, alles zu tun, "effizient die Spielräume zu nutzen", um die Kosten in der Friedhofspflege zu senken. Es störe ihn überdies, dass dazu die Kalkulation des Kommunalen Prüfungsverbandes als "gottgegeben hingenommen" werde.

So weit geht zwar Bürgermeister Manfred Walter (SPD) sicher nicht, doch die Berechnungen des Verbandes seien eben die Grundlage, sagt er. Dieser habe bereits vor neun Jahren eine "eklatante Unterdeckung" der Friedhofskosten festgestellt, so Walter. Nachdem die Gemeinde 2012 mit einer erneuten Gebührenerhöhung auf das damalige Defizit reagierte, wurde ein Jahr später auf eine weitere "Anpassung" verzichtet. Auch diesmal rangen sich die Kommunalpolitiker dazu durch, nicht die Preise zu erhöhen. Es wird dafür an anderen Stellschrauben gedreht: Sämtliche "Einsparungspotenziale" und interne Abläufe des Bauhofs bei den Friedhofsarbeiten sollen nun genauer geprüft und ein externer Gutachter beauftragt werden. Der Beschluss war einstimmig.

Das Rathaus erhält auch immer wieder Beschwerden über zu viel Unkraut auf den Gilchinger Friedhöfen und zu wenig Wassertröge. Der gewünschte Pflegestandard hat offenkundig seinen Preis. Leider würden die erhöhten Gebühren von Gräbern vor allem Senioren treffen, die über wenig Geld verfügten, bedauert Rathauschef Walter. Geplant war bisher, die Gebühren zum Beispiel bei Familiengräbern mit vier Stellen um 321 Euro auf 1776 Euro anzuheben.

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