Roaming-Gebühren:Diese Kostenfallen lauern im Urlaub

Eine Urlauberin am Strand von Sarti in Griechenland

Eine Urlauberin am Strand von Sarti in Griechenland. In der EU darf das Gespräch nach Hause nur noch so viel kosten wie im Heimatland.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Die EU hat Roaming-Gebühren abgeschafft. Trotzdem kann es teuer werden, Smartphone und Laptop im Ausland zu nutzen. Worauf Sie achten sollten.

Von Berrit Gräber

Wer beim Fischen in Schweden seinen Lieben daheim erzählen will, wie gut ihm der Trip gefällt, muss am Ende der Ferien keine hohe Rechnung mehr befürchten - davon gehen die meisten Urlauber aus. Seit gut einem Jahr gilt schließlich die Roaming-Freiheit innerhalb der Europäischen Union (EU). Telefonieren, simsen oder surfen darf EU-weit nur noch so viel kosten wie daheim. Die meisten Flatrates gelten also auch grenzüberschreitend.

Doch die schöne neue Freiheit hat ihre Tücken. Obwohl Roaming-Gebühren abgeschafft sind, lauern im EU-Ausland immer noch genug Kostenfallen, warnt Cläre Pillath, Expertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. "Sorglos das Handy am Pool nutzen ist nicht ratsam." Richtig teuer kann es außerhalb der EU werden.

Was gilt?

Mobilfunkanbieter dürfen seit 15. Juni 2017 die Nutzung fremder Netze innerhalb der EU nicht mehr extra in Rechnung stellen. Die Regelung gilt in allen Mitgliedstaaten der EU, vorerst auch noch in Großbritannien, sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Urlauber sollen sich jetzt darauf verlassen können, im EU-Ausland ihre Flatrate zu nutzen, zu Inlandspreisen zu telefonieren und SMS zu versenden. Aber: Der regulierte EU-Tarif ist nicht bei jedem Kunden auch automatisch eingestellt.

Was zu beachten ist

In vielen älteren Tarifen sind noch Roaming-Optionen geschaltet, die früher mal günstig waren, jetzt aber nicht mehr, gibt Pillath zu bedenken. Wer einen Alt-Vertrag hat, muss von sich aus aktiv werden, um von der "Roam like at home"-Regel profitieren zu können. Sonst fallen Extragebühren an. "Urlauber sollten sich vor der Reise erkundigen, die alte Option kündigen und zu den aktuellen EU-Konditionen wechseln", rät Pillath.

Auch beim Surfen kann es Grenzen geben. Wer eine Datenvolumengrenze vereinbart hat, muss sich auch im EU-Urlaub daran halten. Die Inlandspreise fallen im EU-Ausland zudem nur bei angemessener Datennutzung an, dem sogenannten "Fair Use". Übertreibt es ein Kunde, dürfen Mobilfunkunternehmen zur Kasse bitten.

Wann wird es teuer?

Zwar ist es jetzt möglich, etwa von Italien aus mit einer deutschen SIM-Karte ohne Aufschlag nach Budapest zu telefonieren, nach Antwerpen oder Hamburg. Wer aber von zu Hause in Deutschland aus die urlaubende Familie in Österreich, Spanien oder in der Slowakei anruft, muss sich nach wie vor auf happige Zusatzkosten gefasst machen, warnt Markus Weidner vom Online-Magazin Teltarif. Das kann durchaus mal bis zu zwei Euro pro Minute kosten. Das soll sich erst ab 15. Mai 2019 ändern. Anrufe von einem EU-Staat in einen anderen sollen von da an maximal 19 Cent pro Minute kosten, eine SMS maximal sechs Cent.

Es gibt noch weitere Tücken

Aufpassen sollten Kunden, die sogenannte Community-Flatrates nutzen, wie beispielsweise bei Aldi oder auch bei O2 häufig üblich. Für netzinterne Flats gilt die Roaming-Freiheit nicht. Gesprächsminuten werden deutlich teurer abgerechnet. Außerdem problematisch: Bei Telefonaten in der Grenzregion zur Schweiz wählen sich Handys bereits in das dortige Netz ein. Weil die EU-Regelung die Schweiz ausnimmt, entstehen Mehrkosten.

Manche Mobilfunkanbieter haben die Schweiz aber im EU-Tarif inbegriffen. Es ist daher sinnvoll, vor der Reise nachzufragen, das kann Kosten sparen. Die Gebührenfreiheit ist überdies nicht für Langzeiturlaube gedacht. Nicht erlaubt ist auch, sich einen günstigen Handytarif, etwa aus Polen oder Tschechien, herauszupicken, um damit dauerhaft in Deutschland Geld zu sparen.

Was gilt weltweit?

Außerhalb der EU kann die Nutzung von Handy und Laptop nach wie vor horrend teuer werden. Aus der Türkei daheim anrufen kostet mit einem Vertragshandy bis zu zwei Euro pro Minute, aus Ägypten sogar knapp drei Euro. Auch eingehende Anrufe kosten. Für den Türkei-Urlauber beispielsweise bis zu 73 Cent pro Minute, für den Ägypten-Touristen fast 1,80 Euro, für die USA etwa 70 Cent.

Auch der Datenabruf geht im EU-Ausland richtig ins Geld. Kurz mal die E-Mails checken kann etwa in Tunesien 19 Euro pro Megabyte kosten. Wer weiß, dass er im Urlaub häufig im Internet surft oder telefoniert, sollte bei seinem Anbieter lieber gleich spezielle Pakete kaufen. Alternative: Kostenfreie Wlan-Angebote nutzen.

Vorsicht im Flugzeug und auf Schiffen

Die EU-Roaming-Freiheit gilt nicht auf europäischen Gewässern. Für Urlauber auf Mittelmeer-Kreuzfahrt sowie auf Fähren kann ein Telefonat mit daheim übers schiffseigene Netz richtig teuer werden. Pro Minute können zwischen drei und sieben Euro anfallen. Ähnlich kostspielig können eingehende Telefonate werden. Reisende sollten ihr Handy an Bord deshalb lieber ausgeschaltet lassen.

Auch Surfen im Flugzeug, was immer mehr Airlines anbieten, habe seinen Preis, gibt Pillath zu bedenken. Roaming-Freiheit über den Wolken gibt es nicht. Wer mit dem Surfen wartet, bis das Schiff im Hafen eingelaufen oder der Flieger gelandet ist, kann viel Geld sparen.

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