NSU-Prozess:Zschäpe will letztes Wort sprechen

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Beate Zschäpe (hier im Januar neben ihrem Anwalt Mathias Grasel) will sich selbst noch einmal im NSU-Prozess zu Wort melden. (Foto: dpa)
  • Das Gericht schließt wohl endgültig die Beweisaufnahme im NSU-Prozess.
  • Vier von fünf Angeklagten kündigen Schlussworte an. Den Anfang wird die Hauptangeklagte Zschäpe am 3. Juli machen.
  • Damit könnte das Urteil in der übernächsten Woche fallen.

Aus dem Gericht von Annette Ramelsberger und Wiebke Ramm

​Es ist 15.55 Uhr am 436. Tag des NSU-Prozesses. Seit morgens 9.30 Uhr wird verhandelt, mal wieder wurde ein Sachverständiger befragt, mal wieder wurden Anträge gestellt und diese Anträge sogleich abgearbeitet. Und dann ist es plötzlich vorbei. Richter Manfred Götzl schließt nicht zum ersten, aber nun wohl wirklich zum letzten Mal die Beweisaufnahme. Damit haben nach mehr als fünf Jahren nun die Angeklagten das letzte Wort im NSU-Prozess.

Am nächsten Dienstag wird Beate Zschäpe den Anfang machen. Etwa fünf Minuten lang werde sie sprechen, kündigt ihr Anwalt an. Nach großen Neuigkeiten, nach großem Mitteilungsbedürfnis klingen fünf Minuten nicht. Aber es wird erst das zweite Mal in einem halben Jahrzehnt sein, dass Zschäpes Stimme im Saal zu vernehmen ist. Denn die letzten Worte müssen von den Angeklagten selbst kommen, ihre Anwälte können diese nicht für sie übernehmen.

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Nach Zschäpe werden dann die anderen Angeklagten sprechen. Ralf Wohlleben, Holger G. und Carsten S. werden jeweils ein bis zwei Minuten reden, so teilen es ihre Verteidiger auf Frage des Gerichts mit. Nur André E. wird weiter schweigen, wie er es schon den gesamten Prozess über getan hat.

Für einen Moment sieht es an diesem Dienstag so aus, als könnte das letzte Wort sogar schon an diesem späten Nachmittag folgen. Richter Götzl lässt sich von niemandem in die Karten blicken. Zschäpe richtet sich das Mikrofon ein, liest sich ihren Text noch einmal durch. Sie ist bereit. Auf der Zuschauer- und Pressetribüne kommt Unruhe auf.

Wieder droht ein Diemer-Moment

Erfahrene Beobachter des NSU-Prozesses nennen solche Augenblicke den Diemer-Moment - nach Bundesanwalt Herbert Diemer, der im Sommer des vergangenen Jahres ebenfalls völlig überrascht war, als er plötzlich sein Plädoyer halten sollte. Und dann erst mal seine Unterlagen holen musste. Denn Richter Manfred Götzl lässt niemanden an seinen Planungen teilhaben. Niemand weiß, was als nächstes kommt. Und nun droht wieder so ein Diemer-Moment.

Zschäpe hat das DIN-A-4-Papier quer vor sich liegen, darauf in großen Buchstaben ihre vorbereiteten Worte. Die letzten. Doch dann kommt Götzl zurück in den Saal und sagt: "Wir werden am 3. Juli fortfahren." Noch einmal gibt es eine Woche Aufschub. Dieser Prozess bleibt auch in seiner Finalphase voller Überraschungen.

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