Fußball-WM:Sie haben nie wirklich an den Titel geglaubt

WM 2018 - Deutschland - Schweden

Fans aus Deutschland schwenken schwarz-rot-goldene Fahnen für ihre Mannschaft.

(Foto: dpa)

Wir haben seit der Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders immer wieder unsere Leser gefragt: Glauben Sie an den WM-Titel für Deutschland? Die Antwort: nein. Sie hatten recht.

Von Thierry Backes und Katharina Brunner (Grafiken)

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist für den Weltmeister schon nach der Vorrunde vorbei. Und Sie, liebe Leser, haben es kommen sehen. Die Debatte um das Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan, die Kontroversen um die Nichtnominierung von Sandro Wagner und Leroy Sané, die Vorbereitungsspiele gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) - all das hat Ihr Gefühl gestärkt, dass das nichts wird mit der Mission Titelverteidigung in Russland.

Wir haben Sie seit der Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai immer wieder auf SZ.de gefragt: "Glauben Sie an den WM-Titel für Deutschland?" Ihre Meinung war eindeutig: Insgesamt haben zwei Drittel von Ihnen dem Team von Jogi Löw den Titel nicht zugetraut (grüne Fläche in der Grafik unten). Nur 22 Prozent fanden: "Ja, die Mannschaft hat das Zeug dazu." (schwarze Fläche / graue Fläche: Unentschlossene)

Das ist das Ergebnis einer nicht repräsentativen Langzeitumfrage auf SZ.de. Bis Mittwochabend haben wir mehr als 240 000 Stimmen über das Tool unseres Partners Opinary registriert - wobei Sie Ihre Meinung auch ändern konnten, und wenn Sie Ihr Votum aus unterschiedlichen Browsern abgegeben haben (etwa: auf einem Handy und auf einem Laptop), dann zählt Ihre Meinung auch doppelt.

Was auffällt: Sie waren nie wirklich optimistisch. Als Löw Mitte Mai seinen vorläufigen Kader bekanntgab (und Nils Petersen anstelle von Sandro Wagner mit ins Trainingslager nach Südtirol nahm), glaubten weniger als 40 Prozent an den Titel.

Die Stimmung besserte sich mit dem Beginn des Trainingslagers in Eppan - und als sich wenig später abzeichnete, dass Manuel Neuer die WM würde spielen können. Am 28. Mai stand der Bayern-Keeper bei einem Trainingskick gegen eine U20-Auswahl erstmals wieder im Tor. Plötzlich glaubten 51 Prozent an einen Finalsieg.

Allerdings nicht lange. Die Stimmung kippte mit dem ersten Vorbereitungsspiel am 2. Juni - und sollte sich bis zum Vorrundenaus nur noch unwesentlich bessern: Deutschland verlor in Klagenfurt gegen Österreich, und zwar verdient. Der glanzlose 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien wenige Tage später, der von Pfiffen gegen İlkay Gündoğan begleitet wurde, änderte wenig an Ihrer Skepsis. Weniger als jeder Fünfte glaubte jetzt noch an den Titel.

Als Deutschland dann endlich ins Turnier startete, sank die Hoffnung vieler Fans noch einmal. Nach der Pleite gegen Mexiko glaubten vier von fünf Nutzern nicht mehr daran, dass Kapitän Neuer den Pokal würde stemmen dürfen. Nur noch jeder zehnte SZ.de-Nutzer räumte der Mannschaft noch Chancen auf den Titel ein.

Es folgten: das zähe Spiel gegen die Schweden und der Freistoß von Toni Kroos. "Es war ein Sieg der Moral, des Nichtnachlassens und An-sich-Glaubens", sagte Bundestrainer Löw nach der Partie. Und Thomas Müller meinte: "Das kann ein entscheidender Wendepunkt sein."

War es nicht, wie wir heute wissen. Und auch bei Ihnen blieb die Skepsis. Zwar konnte sich nach dem Schweden-Spiel wieder mehr als jeder Dritte vorstellen, dass Deutschland den Titel würde verteidigen können. Doch die Mannschaft hat am Ende nicht geliefert - und Sie haben es schon Mitte Mai geahnt.

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