Ausflugsziel Oberschleißheim:Erst kommt der Stau, dann die Erholung

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Die Erwartungen der Besucher an das Kulturerlebnis werden zu hundert Prozent erfüllt oder übertroffen. Im Bild: Schloss Schleißheim. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Untersuchung bescheinigt Oberschleißheim hohe Attraktivität für Touristen, benennt aber auch klar Defizite.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Ein Abenteuerspielplatz im Schlosspark, ein Familienhotel und Erlebnisgastronomie an der Regattastrecke - mit solchen Vorschlägen haben Studierende der Münchner Hochschule für angewandte Wissenschaften ihre Fallstudie für ein Oberschleißheimer Tourismuskonzept garniert. Dem Ort werden darin beste Voraussetzungen für einen Weg zur Tourismusgemeinde attestiert. Die unumgängliche zentrale Voraussetzung aber, profaner als die spektakulären Detailvisionen: der Aufbau einer touristischen Infrastruktur mit professioneller Steuerung und ein Verkehrsleitsystem.

Bei ihrer Befragung von Besuchern Oberschleißheims haben die Studenten viel positive Resonanz erfahren: Viele Ausflügler hatten nach eigenen Angaben einen "schönen Tag" verbracht. Die - allerdings wissenschaftlich nicht repräsentative - Umfrage ergab, dass die Erwartungen an den Entspannungsfaktor durch den Besuch bei 61 Prozent erfüllt und bei 30 Prozent sogar übertroffen worden sei. Das kulturelle Interesse wurde bei 75 Prozent der Besucher bedient und bei den restlichen 25 Prozent übertroffen - kein Besucher in der Umfrage kam diesbezüglich also enttäuscht aus Oberschleißheim zurück.

"Diese Werte sind großartig", bilanzierte Student Malte Witt bei der Präsentation der Studie im Gemeinderat, "Oberschleißheim erweckt sehr positive Assoziationen bei seinen Gästen". Im Grant wiederum sind sich Touristen und Einheimische weitgehend einig. Auch Gäste stören am Ort vorrangig die Verkehrsprobleme. Eine bessere S-Bahn-Anbindung von Schlössern und Museen wurden gewünscht, eine Entzerrung des Staus an der Bahnschranke und mehr Parkplätze.

60 Prozent der Befragten waren mit dem Auto gekommen. "Wenn da der erste Eindruck Stau und Autoschlangen sind, ist das nicht optimal", sagte Witt. In ihrer Analyse bescheinigten die Studierenden Oberschleißheim neben hohem Erholungswert ganzjährige Attraktivität für Tagesausflügler durch maximale saisonale Unabhängigkeit. Ein großes Plus sei die Vielfalt von Schlössern und Museen über die olympische Regattastrecke bis zur Flugwerft des Deutschen Museums, was "die Ansprache verschiedener touristischer Bedürfnisse ermöglicht", wie Daria Schöber bei der Vorstellung sagte.

Ein Leitsystem tut not

Das Plus von vielen Attraktionen auf großzügigem Raum werde aber konterkariert durch eine nicht ansatzweise funktionierende Leitung von Besuchern. Die extrem gute Lage in Nähe von Landeshauptstadt und Flughafen, erschlossen durch Autobahnen und S-Bahn, sei ins Negative gekehrt durch die Verkehrsprobleme und die fehlende Verkehrslenkung innerorts. Ein Informations- und Leitsystem für Besucher wurde als erste Maßnahme dringend empfohlen, ergänzt um ein Parkleitsystem. Gewerbeverband und Tourismusverein fordern so etwas seit Jahren.

Die Mittenheimer Straße als Verbindung zwischen Ort sowie Schlössern und Flugwerft müsse in diesem Sinne aufgewertet werden, aktuell sei sie "recht unattraktiv", sagte Witt. Im Bereich von Effnerstraße und Wilhelmshof könne ergänzend touristische Infrastruktur aufgebaut werden mit einem Café oder, was die Studenten als flächendeckend drastischen Mangel nachwiesen: einem Kinderspielplatz. Der fehle bei allen touristischen Anlaufstellen völlig.

Als Scharnier all dieser Perspektiven müsse die Gemeinde eine hauptamtliche Kraft dafür installieren, ist das Fazit der Studie. Diese Position könne durchaus zeitlich befristet und projektbezogen zum Aufbau der Strukturen angelegt sein, erläuterte Dekan Felix Kolbeck, der die Studie geleitet hatte, das zentrale Anforderungsprofil wäre die Moderation der unterschiedlichen Interessen und Akteure.

"Sehr interessante Ansatzpunkte" fand Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW) in der Studie. Über Konsequenzen beriet man noch nicht. Tourismusverein-Vorsitzender Gerhart Maier stellte klar, "dass all dies ehrenamtlich nicht machbar ist". Beachtenswert sei, dass der Gemeinderat mit der Studie den Einstieg in ein Tourismuskonzept genommen habe. "Jetzt müsst ihr auch was tun."

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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