Wolf in Garmisch gesichtet?:Extraportion Wolf

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So unscharf kann ein Foto gar nicht sein, dass nicht sofort die einen Angst um ihre Nutztiere bekommen, sie anderen eben um das potenzielle Raubtier, das da durch den Wald streift.

Kolumne von Matthias Köpf

Das Foto schaut aus, wie solche Fotos immer ausschauen: Tier am grünen Wegesrand, unscharf herangezoomt, mit dem Handy halt. Aber das ist doch einer, ganz klar! Muss einer sein! Oder nicht? Aber was denn dann? Ein Hund? Ja, Hund, posteten die einen, aber bei den anderen war die alte Angst einfach größer, und bei wieder anderen war sie gepaart mit einer gewissen Lust am Durchladen.

Denn die Menschen im oberen Isartal warten ja bereits seit einiger Zeit auf ihn, die Almbauern halten die Büchsen rhetorisch gespannt, und dann hat die Spaziergängerin an der Hochstraße, die vom Bärnbichl bei Krün nach Süden Richtung Mittenwald führt, dieses Foto gemacht. Da war er also. Der Wolf!

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Schnell schnürte die Nachricht durchs Netz. Obwohl: Ein bisschen hell das Fell, die Ohren arg spitz. Im Forstrevier, im Garmischer Landratsamt, im Landesamt für Umwelt und natürlich im Internet beugten sich die jeweils zuständigen Experten über das Foto, zoomten herum, bis dass das Tier nur noch aus Bauklötzchen zu bestehen schien.

Die einen zitterten um Ziegen, Schafe, die sieben Geißlein, das Rotkäppchen und die Fremdenverkehrssaison, die anderen zitterten um den Wolf. Wenn, dann sei der doch schon längst wieder über alle Berge, ließ der gern gefragte Wolfsflüsterer wissen, und die behördlichen Spurensicherer suchten schon ihr Zeug zusammen, um was Vergleichbares zu finden wie an den Rehen, die im Dezember gerissen worden waren.

War aber dann eh ein Hund, und ein Shooting hatte es auch schon gegeben. Wie das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt berichtet, hat ein Fotograf das Tier als die Hündin erkannt, die er kurz zuvor im Kreise ihrer Halter porträtiert hatte. Aber bitte, immerhin eine Rasse mit Extraportion Wolf: Denn der Tschechoslowakische Wolfshund wurde in den Fünfzigerjahren für die tschechoslowakischen Grenztruppen gezüchtet, die den Deutschen Schäferhund mit Erbgut vom Karpatenwolf aufpeppen wollten.

Vielleicht kann das ja ein Vorbild für die neue Bayerische Grenzpolizei werden, die auch im Verhältnis zum Deutschen Schäferhund mehr Eigenstaatlichkeit an den Tag legen könnte. Denn mit ein paar Genen vom Bayerwaldwolf wird womöglich sogar der Germanobavarische Dachshund vulgo Dackel vom Zamperl zum Zampano.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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