Liu Xia:China lässt Witwe von Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo nach Deutschland ausreisen

FILE PHOTO - Liu Xia, wife of veteran Chinese pro-democracy activist Liu Xiaobo, listens to a question during an interview in Beijing

Liu Xia stand acht Jahre lang unter Hausarrest.

(Foto: REUTERS)
  • Nach acht Jahren unter Hausarrest ist der Witwe des chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo die Ausreise erlaubt worden.
  • Vertrauten zufolge ist Liu Xia auf dem Weg nach Deutschland.
  • Ihr Bruder wird in China festgehalten, womöglich um sie von politischer Aktivität abzuhalten. Dabei ist sie ohnehin erkrankt und war nie als Bürgerrechtlerin aktiv.

China hat die seit acht Jahren unter Hausarrest stehende Witwe des chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ausreisen lassen. Liu Xia sei auf dem Weg nach Deutschland, wie Freunde und Vertraute bestätigen.

Sie habe das Land am Dienstag an Bord einer Maschine der finnischen Fluggesellschaft Finnair verlassen, berichtete ihr Bruder Liu Hui. Der Bruder gab die Nachricht, dass seine Schwester "ein neues Leben beginnt", in dem sozialen Netzwerk WeChat bekannt. Auch der Bürgerrechtsanwalt Mo Shaoping, der mit Liu Hui gesprochen hatte, bestätigte die Angaben des Bruders.

Das chinesische Außenministerium bestätigte die Ausreise von Liu offiziell. Sie sei "aus freien Stücken zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gegangen", sagte eine Sprecherin. Ihr zufolge steht die jüngste Entwicklung in keinem Zusammenhang mit dem Besuch von Premierminister Li Keqiang in Berlin tags zuvor. Bundeskanzlern Angela Merkel hatte sich wiederholt für die Freilassung und Ausreise von Liu Xia eingesetzt.

Westliche Regierungen und Aktivisten hatten seit Jahren auf ihre Freilassung gepocht und darauf verwiesen, dass sie nie wegen eines Verbrechens angeklagt worden sei. Die Künstlerin, Fotografin und Dichterin leidet unter schweren Depressionen, wie ihre Freunde berichten.

2010 war Liu in Hausarrest gekommen, nachdem das Nobelkomitee in Norwegen ihrem inhaftierten Mann den Friedensnobelpreis zugesprochen hatte. Dies hatte die Führung in Peking verärgert. Ein Jahr zuvor war Liu Xiaobo wegen Anstiftung zum Umsturz der Staatsmacht zu elf Jahren Haft verurteilt worden.

Im Juli 2017 starb er in Gewahrsam an Leberkrebs. Sein Tod befeuerte internationale Forderungen nach einer Freilassung von Liu Xia. In drei Tagen jährt sich sein Tod zum ersten Mal.

Indem ihr Bruder Liu Hui nicht mit ausreisen durfte, ist Liu Xia auch nach ihrer Ausreise aber nicht wirklich frei. Nach Angaben ihrer Freunde wird Liu Hui als "Geisel" zurückgehalten. Die Staatssicherheit wolle Liu Xia damit auch im Ausland zum Schweigen bringen, sagte der Bürgerrechtler Hu Jia. Die Botschaft laute: "Dein Bruder ist hier. Du bist wie ein Flugdrache an der Schnur. Die Grenzen deiner freien Meinungsäußerung sind in den Händen anderer", formuliert Hu Jia die Drohung dahinter. Ob die Künstlerin tatsächlich politisch aktiv werden will, ist allerdings völlig offen - nicht nur wegen ihres Gesundheitszustandes, sondern auch, weil Liu Xia nie als Bürgerrechtlerin aktiv war.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: