Steigerwald:Naturfrevel im Staatsforst

Feuersalamander

Der Feuersalamander ist streng geschützt, sein Lebensraum wird knapp. Im Steigerwald hatte er einen Rückzugsort, der nun zerstört ist.

(Foto: David Ebener/dpa)

Im Weilersbachtal zerstören Arbeiter ein Biotop und handeln sich Ärger mit der Bezirksregierung von Unterfranken ein

Von Christian Sebald

Das Weilersbachtal ist ein stilles Wiesental im fränkischen Steigerwald. In seinen Zentrum liegt das Naturwaldreservat Kleinengelen. Die teilweise bis zu 400 Jahre alten Buchen dort zählen zu den ältesten in Deutschland. Auch sonst hat das Weilersbachtal, das seit 1995 Naturschutzgebiet ist, allerlei Raritäten zu bieten. So trifft man auf den streng geschützten Feuersalamander. Denn hier haben die Amphibien alles, was sie brauchen: kleine naturnahe Bäche für die Larven und urwüchsige Laubwälder, in denen die markant schwarz-gelb gezeichneten Tiere ausreichend winzige Käfer und Schnecken zum Fressen finden. Das Weilersbachtal zählt zu den Naturschätzen, mit denen Experten und der Verein Nationalpark Nordsteigerwald ihre Forderung nach einem Nationalpark in der Region begründen.

Ausgerechnet in diesem Kleinod hat sich jetzt der Staatsforstbetrieb Ebrach mit seinem Chef Ulrich Mergner einen Naturfrevel geleistet. Schon vor einige Zeit hatte ein Sturm in einem kleinen Seitental des Naturschutzgebiets 17 Fichten umgerissen. Dieses Frühjahr ließ Mergner die Bäume beseitigen. Als Grund nennt er, dass sich sonst der Borkenkäfer in der Region ausbreiten könnte. Zu der Aktion ließ Mergner schwerstes Gerät anrücken. Die Konsequenz: Die Maschinen pflügten das Tälchen komplett um, noch Wochen nach dem Einsatz ziehen sich tiefe, schlammige Spuren durch es hindurch, der Bachlauf ist zerstört.

Die Naturschützer in der Region sind entsetzt. "Das zeigt einmal mehr, dass alle Versprechen der Staatsforsten, sorgsam mit unseren einmaligen Wäldern umzugehen, Lippenbekenntnisse sind", schimpft Winfried Zeck vom Nationalpark-Verein. "Wir brauchen dringend ein großes Schutzgebiet, sonst kommt es immer wieder zu solchen Schandtaten." Auch Georg Sperber ist bestürzt. Der 85 Jahre alte Förster leitete viele Jahre lang das frühere Forstamt Ebrach und ist ein ausgezeichneter Kenner des Steigerwalds. "Das war eine völlig überflüssige Hauruck-Aktion", sagt er, "von den 17 Fichten, die der Sturm dort umgeworfen hat, ging keine Schädlingsgefahr aus. Man hätte sie liegen lassen können."

Inzwischen sind auch die Naturschutzbehörden auf den Frevel aufmerksam geworden. Ihre Beurteilung fällt ebenfalls eindeutig aus. Die Aktion stehe "nicht im Einklang mit dem Schutzcharakter der betroffenen Gebietskulisse", heißt es auf Bürokraten-Deutsch von der Regierung von Unterfranken. Sie ist besonders verärgert, dass Mergner die Aktion in dem Naturschutzgebiet im Alleingang gestartet hat. Deshalb hat sie ihn nun vergattert, etwaige weitere Aktionen mit den Behörden abzustimmen. Außerdem muss Mergner den zerstörten Bach wiederherstellen lassen.

Für Mergner ist die Stellungnahme bitter. Der Förster vertrat bislang stets sehr selbstbewusst die Überzeugung, er und seine Leute arbeiteten gerade in naturschützerischer Hinsicht so vorbildlich, dass es im Steigerwald nicht noch mehr Naturschutz oder gar einen Nationalpark brauche. Jetzt betont er, dass der Bachlauf auch früher für Forstarbeiten genutzt worden sei. Überdies hätten sich die Arbeiter bemüht, die Schäden gering zu halten. In Zukunft werde man den Bachlauf aber nicht mehr für Forstarbeiten nutzen - weil man nun alle Fichten aus seinem Bereich herausgeholt habe.

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