Fusion:Turbulenzen im Krankenhaus Seefeld

Seefeld: Chirurgische Klinik; Dr. Rudolf Frank

Von der Schnittwunde bis zum künstlichen Knie: Die Klinik in Seefeld versorgt im Jahr etwa 3300 Patienten stationär und 3000 Patienten ambulant.

(Foto: Nila Thiel)

Einer von drei OPs ist derzeit geschlossen, weil das Personal fehlt. Mehrere Mitarbeiter verweigern die lang geplante Übernahme des Zweckverbands in die Starnberger Klinik-Holding. Sie müssen dennoch bezahlt werden.

Von David Costanzo und Astrid Becker, Seefeld

Gerade war Ruhe an der Chirurgischen Klinik in Seefeld eingekehrt. Das kleine Haus mit 72 Betten soll saniert und erweitert werden. Der Kreistag hatte einstimmig genehmigt, dass die Starnberger Klinik das Krankenhaus in Seefeld mit turbulenter Geschichte als Tochterunternehmen in eine Holding eingliedern darf. Doch dabei gibt es unbemerkt von den Patienten Ärger: Mehrere Mitarbeiter machen den Wechsel nicht mit und stehen darum nicht mehr im OP. Das Krankenhaus muss einen der drei Säle vorübergehend geschlossen halten, einzelne Eingriffe wurden verschoben. Auf den Landkreis und die sieben beteiligten Kommunen kommen Zusatzkosten im sechsstelligen Bereich zu. Landrat Karl Roth (CSU) ist verärgert.

Klinik-Chef Thomas Weiler bestätigt, dass es "Leistungseinschränkungen" gegeben habe, nachdem seit gut einer Woche in einem OP nicht mehr operiert werde. Das Krankenhaus könne das Routineprogramm aber mit den verbleibenden Sälen aufrecht erhalten, darum seien die Patienten nicht informiert worden. "Wir schaffen das mit zwei Sälen", sagte Weiler. Den Ärzten komme entgegen, dass in den Sommermonaten generell weniger Eingriffe geplant seien. Die Ursache sei Personalmangel. Eigentlich sollten alle etwa 150 Beschäftigten zum 1. Juli vom Zweckverband des Seefelder Krankenhauses, dem der Landkreis und sieben Gemeinden angehören, in die neue Klinik Seefeld GmbH wechseln, die eine hundertprozentige Tochter der Starnberger Klinik-Holding des Landkreises ist, der wiederum die Häuser in der Kreisstadt und in Penzberg angehören.

Diesem von langer Hand geplanten Betriebsübergang aber haben laut Holding-Chef Weiler sechs oder sieben Angestellte widersprochen. Landrat Karl Roth und die Bürgermeister sprechen sogar von acht Beschäftigten. Diese Mitarbeiter seien teilweise "in personalkritischen Bereichen" eingesetzt gewesen, sprich: zum Beispiel am Operationstisch, an dem sie nun nicht mehr stehen. Um Engpässe abfedern zu können, übernehmen Mitarbeiter aus Starnberg und Penzberg freiwillig Dienste in Seefeld. Zudem hat das Krankenhaus mehrere Stellenanzeigen geschaltet - auch für Pfleger im OP und auf der Intensivstation.

Warum die Mitarbeiter nicht wechseln, konnte Weiler nicht sagen. "Darüber kann man nur spekulieren." Bei Vorstellung der Klinik-Holding im Januar hatte Weiler versprochen, dass sich für die Mitarbeiter nichts ändere bis auf die Stelle, die das Gehalt überweise. Auch der Standort Seefeld sollte für sie festgeschrieben werden - was laut Landrat Roth auch umgesetzt wurde.

Roth, der gleichzeitig Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats ist, fürchtet nun, dass die Schließung des einen OPs ein Dauerzustand werden könnte: "Wir brauchen ja Personal, das wir nicht so einfach bekommen." Ohne Personal aber hätten die Klinik und damit auch "diejenigen, die sie nun übernehmen" es schwer, aus der Verlustzone zu kommen. "Wir schreiben bessere Zahlen, die Klinik ist aber noch nicht über den Berg." Entsprechend verärgert reagierte Roth daher auf die Nachricht, die ihm Weiler am Mittwoch telefonisch überbracht hat - eben, dass mehrere Mitarbeiter die Übernahme nicht mittragen wollen. "Ich finde das unfair, weil wir alles getan haben und tun, um die Klinik zu retten."

Diese Mitarbeiter bleiben vorerst Angestellte des Zweckverbands. Dieser soll zwar ohnehin drei Jahre fortbestehen, da ihm noch Grund, Immobilie und die beiden Personalwohnheime gehören. Arbeit aber hat er nicht mehr zu vergeben.

Auf den Zweckverband kommen möglicherweise hohe Kosten zu. Bis zu neun Monate müsse er das Gehalt dieser Mitarbeiter auch nach einer Kündigung noch zahlen, meint Roth. Für den Kreis, der 46 Prozent davon zu tragen habe, bedeute das Ausgaben, mit denen niemand gerechnet habe: "Es kann gut sein, dass wir die eine oder andere geplante Maßnahme nach hinten verschieben müssen." Weitere 18 Prozent trägt Gilching, zehn Prozent Herrsching, acht Prozent Seefeld, sechs Prozent Weßling und jeweils fünf Prozent Wörthsee und Inning.

Der Zweckverbandsvorsitzende, Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum, nennt das Ganze einen "Kollateralschaden": "Wir werden ihnen kündigen müssen und sie bezahlen müssen, aber das wird schon niemanden umbringen." Der Gilchinger Rathauschef Manfred Walter hat eine andere Lösung parat: "Wir behalten die Mitarbeiter, leihen sie der Klinik aus und lassen uns von ihr die Gehaltskosten erstatten. Das verursacht für niemanden Mehrkosten." Er will sich dafür bei der Zweckverbandssitzung einsetzen, die Gum am Donnerstag für den 25. Juli einberufen hat.

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